The National Times - Selenskyj erwartet russische Großoffensive im Donbass

Selenskyj erwartet russische Großoffensive im Donbass


Selenskyj erwartet russische Großoffensive im Donbass
Selenskyj erwartet russische Großoffensive im Donbass

Während Leichenfunde und enorme Zerstörung in vormals russisch besetzten Gebieten in der Nordukraine international weiter für Entsetzen sorgen, bereitet sich Kiew auf eine Großoffensive im Osten des Landes vor. Russland ziehe Truppen zusammen, um seine Ziele im Donbass zu verwirklichen, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj am Donnerstag. Regionalbehörden riefen die Bewohner eindringlich auf, die Region sofort zu verlassen. Die russischen Streitkräfte gehen derweil von tausenden kampfbereiten ukrainischen Soldaten in der Hafenstadt Mariupol aus.

Textgröße ändern:

"Diese paar Tage sind vielleicht die letzte Chance", um die Ostukraine zu verlassen, erklärte der ukrainische Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Gajdaj. Die russischen Streitkräfte versuchten demnach, mögliche Fluchtrouten gen Westen abzuschneiden. "Bitte gehen Sie", appellierte Gajdaj. Denn die ukrainischen Behörden wollten "kein zweites Mariupol" - in der Hafenstadt wird mittlerweile von zehntausenden Toten ausgegangen.

Russland hatte sich zuletzt aus dem Raum Kiew und der Nordukraine zurückgezogen und angekündigt, sich auf den Osten und Süden des Landes konzentrieren zu wollen. Insbesondere aus der Umgebung um Kiew häuften sich nach dem Rückzug Berichte über Gräueltaten. Die ukrainische Seite geht von hunderten getöteten Zivilisten aus. Bilder von auf Straßen liegenden Leichen und Massengräbern sorgten für Entsetzen.

Der Bundesnachrichtendienst (BND) hat einem "Spiegel"-Bericht zufolge Funksprüche russischer Militärs abgefangen, die neue Erkenntnisse zu derartigen Gräueltaten im Kiewer Vorort Butscha enthalten. Morde an Zivilisten in Butscha seien per Funk besprochen worden, berichtete das Magazin. Die Aufnahmen unterstreichen demnach die ukrainischen Vorwürfe von russischen Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung. Die russische Regierung dementiert dies bislang vehement.

Die ukrainische Regierung bereitete sich derweil auf einen anstehenden Großangriff im Osten vor. Gouverneur Gajdaj erklärte, in seiner Region werde bereits überall angegriffen. "Es gibt in der Region kein funktionierendes Krankenhaus mehr." Beim Beschuss der Städte Sewerodonezk und Rubischne nahe der Front wurde am Mittwoch laut dem Gouverneur mindestens ein Mensch getötet.

In der 15.000-Einwohner-Stadt Wugledar südwestlich von Donezk wurden nach Angaben der Regionalbehörden vier Zivilisten bei der Bombardierung eines Zentrums zur Verteilung von Hilfsgütern getötet und vier weitere verletzt. "Der Feind hat direkt dorthin gezielt, um die Zivilisten zu vernichten", erklärte der Gouverneur der Region Donezk, Pawlo Kyrylenko, auf Facebook.

Die seit Wochen andauernde Belagerung von Mariupol ging weiter. Ein Vertreter der Streitkräfte der pro-russischen Separatisten aus der Ostukraine sagte, er gehe von 3000 bis 3500 ukrainischen Kämpfern aus, welche die Stadt noch verteidigten. "Man muss auch berücksichtigen, dass unter den Bewohnern von Mariupol einige zu den Waffen gegriffen haben, so dass die Zahl viel höher sein kann", sagte er zudem laut mehreren russischen Staatsmedien.

Der ukrainische Präsident Selenskyj beschuldigte Russland, Hilfsorganisationen den Zugang zu Mariupol zu blockieren, um die "Tausenden" Opfer in der Stadt zu verschleiern. "Ich denke, dass sie Angst haben, dass die Welt sieht, was dort vor sich geht, solange nicht alles von russischen Soldaten 'gesäubert' wurde", sagte Selenskyj am Mittwoch in einem Interview mit dem türkischen Fernsehsender Habertürk.

Die Hafenstadt ist weitgehend zerstört. Die Mariupoler Stadtverwaltung erklärte am Mittwoch, angesichts der Größe der Stadt und der Dauer der Blockade dürfte es bislang "zehntausende Opfer unter der Zivilbevölkerung gegeben haben".

T.Cunningham--TNT

Empfohlen

Dobrindt: Deutschland nimmt belarussische Oppositionelle Kolesnikowa und Babariko auf

Deutschland will nach Angaben von Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) die beiden freigelassenen belarussischen Oppositionellen Maria Kolesnikowa und Viktor Babariko aufnehmen. Es handele sich um "zwei der herausragenden Persönlichkeiten" der Demokratiebewegung in Belarus, sagte Dobrindt am Sonntag im "Bericht aus Berlin" der ARD. Die Bundesregierung habe ein großes Interesse daran, dass die Demokratiebewegung "auch aus dem Ausland heraus weiter unterstützt wird", betonte der Minister. "Deswegen nehmen wir die beiden auf."

Belarussischer Dissident Bjaljazki will politischen Kampf im Exil fortsetzen

Der freigelassene Friedensnobelpreisträger Ales Bjaljazki will seinen Kampf für Demokratie in Belarus im Exil fortführen. "Wir müssen die Arbeit fortsetzen, die wir in Belarus gemacht haben", sagte Bjaljazki am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP in Litauen. Es sei "sehr wichtig", in Belarus zu sein, aber es gebe "viele Dinge", die man im Exil tun könne.

Ukraine-Gespräche: Selenskyj trifft US-Gesandte Witkoff und Kushner im Kanzleramt

Auftakt zu den Ukraine-Verhandlungen in Berlin: Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat am Sonntag den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und die Gesandten von US-Präsident Donald Trump, Steve Witkoff und Jared Kushner, im Kanzleramt in Berlin empfangen. "Wir wollen einen dauerhaften Frieden in der Ukraine", schrieb Merz im Onlinedienst X. "Es liegen schwierige Fragen vor uns, aber wir sind entschlossen, voranzukommen. Ukrainische Interessen sind auch europäische Interessen."

Ukraine-Gespräche: Merz empfängt Selenskyj und US-Delegation im Kanzleramt

Auftakt zu den Ukraine-Verhandlungen in Berlin: Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat am Sonntag den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und die Gesandten von US-Präsident Donald Trump im Kanzleramt in Berlin empfangen. "Wir haben unser Treffen begonnen", schrieb Selenskyj am Nachmittag im Onlinedienst Facebook. Dazu postete er Fotos, die zeigten, wie er den US-Sondergesandten Steve Witkoff und Trumps Schwiegersohn und Berater Jared Kushner begrüßte.

Textgröße ändern: