The National Times - Greenpeace: Zugfahren in Europa meist teurer als Fliegen

Greenpeace: Zugfahren in Europa meist teurer als Fliegen


Greenpeace: Zugfahren in Europa meist teurer als Fliegen
Greenpeace: Zugfahren in Europa meist teurer als Fliegen / Foto: © APA/AFP

Klimafreundliches Zugfahren ist in Europa einer Greenpeace-Untersuchung zufolge auf vielen Strecken teurer als Fliegen. Vor allem auf grenzüberschreitenden Strecken zahlen Zugfahrende oft deutlich mehr, wie die Umweltorganisation am Donnerstag mitteilte. Sie verglich die niedrigsten Flug- und Bahn-Preise für die einfache Fahrt auf insgesamt 142 Routen zu verschiedenen Buchungszeiten - die Bahn konnte demnach auf 46 Prozent der Strecken günstigere Preise anbieten als die Fluggesellschaften.

Textgröße ändern:

Es gibt jedoch große Unterschiede: Von Deutschland aus sind der Analyse zufolge Städte in Polen, Tschechien, Österreich und Belgien fast immer günstiger mit der Bahn zu erreichen. Bahntickets nach Frankreich, Spanien, Großbritannien und Italien hingegen kosten oft deutlich mehr als Flugtickets. Den höchsten Preisunterschied auf Verbindungen von und nach Deutschland fand Greenpeace auf der Route Köln-Manchester: Kurzfristig buchende Zugfahrende zahlten hier 300 Euro - Fluggäste 20 Euro.

Auf Inlandsverbindungen ist der Zug meist günstiger, wie Greenpeace ausführte. Auf 70 Prozent der untersuchen Inlandsstrecken kostete das Flugzeug mehr. Bei den 109 grenzüberschreitenden Routen traf dies nur auf 39 Prozent der Routen zu.

Greenpeace verglich lediglich die Preise. Für viele Reisende sind jedoch weitere Punkte wie die Reisezeit und die Zuverlässigkeit des Verkehrsträgers entscheidend. Wer die Strecke von Köln nach Manchester mit dem Flugzeug zurücklegt, tut dies in erster Linie, weil es deutlich schneller geht. Die miserable Pünktlichkeitsquote im Fernverkehr der Deutschen Bahn schreckt ebenfalls insbesondere Geschäftsreisende ab.

Auch weist die Untersuchung weitere Lücken auf. Etwa verteuern sich Flugreisen je nach Airline meist deutlich, wenn Gepäck gebucht wird, während die Mitnahme eines oder mehrerer Koffer im Zug in der Regel kostenlos ist. Zum Buchungszeitpunkt macht Greenpeace ebenfalls keine Angaben. Speziell bei der Deutschen Bahn bringt frühes Buchen häufig spürbare Kostenvorteile. Nicht zu vernachlässigen ist in der Praxis zudem die Erreichbarkeit von Bahnhöfen und Flughäfen.

Die Deutsche Bahn sieht sich jedenfalls in ihrem Kurs bestätigt: "Betrachtet man das reale Reiseverhalten, so wird klar: Gerade auf den stark nachgefragten internationalen Verbindungen aus Deutschland ist das Zugfahren ganz klar günstiger", erklärte eine Konzernsprecherin. Bei Strecken wie beispielsweise Frankfurt-Paris sei die Zugfahrt auch sehr viel schneller wegen der zentralen Lage der Bahnhöfe.

Greenpeace sieht noch viel Luft nach oben. "Viele Menschen würden lieber mit dem Zug in den Urlaub fahren, scheitern aber an fehlenden Anbindungen, komplizierten Buchungen und überhöhten Preisen", erklärte Greenpeace-Verkehrsexpertin Lena Donat. Es sei "absurd, dass Reisende in Europa mit üppigen Subventionen und Steuerausnahmen ins klimaschädliche Flugzeug gedrängt werden, während die klimaschonende Bahn mit zig Abgaben belastet wird."

Die Umweltschützer fordert mehr europäische Direktzüge, weniger Steuern auf Zugfahrten und eine "faire" Besteuerung von Flügen, "angefangen mit einer Ticketsteuer für Business- und First-Class-Flüge". Fliegen sei die mit Abstand klimaschädlichste und ungerechteste Art zu reisen, so die Umweltorganisation. Ein Prozent der Weltbevölkerung verursache mit Vielfliegen die Hälfte der weltweiten Flugemissionen.

Greenpeace hatte 2023 bereits 111 der nun betrachteten Strecken untersucht. Der Preisunterschied zwischen Zug und Flug sei seitdem leicht gesunken, so das Ergebnis. Dies sei auf bessere Bahnverbindungen und weniger Billigflug-Verbindungen über Drehkreuze wie London oder Dublin zurückzuführen. Donat sagte, die "etwas besseren Zahlen für Zugfahrten sind ein kleiner Hoffnungsschimmer".

N.Roberts--TNT

Empfohlen

Gewerkschaften und Arbeitgeber kritisieren Regierungspläne zur Aktivrente

Die Pläne der Bundesregierung für eine Aktivrente stoßen bei Gewerkschaftern wie Arbeitgebern auf Kritik. Der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes BDA, Steffen Kampeter, sagte den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (Sonntagsausgabe): "Die Aktivrente soll längeres Arbeiten fördern, gleichzeitig belohnt die abschlagsfreie Frühverrentung aber den vorzeitigen Ausstieg. Die Politik drückt auf Gas und Bremse zugleich." Das sei in der Anreizwirkung wenig effektiv und teuer für Beitrags- und Steuerzahler.

Weiter Debatten über Sozialreformen - SPD pocht auf gerechte Ausgestaltung

Die Debatten zwischen Union und SPD um Reformen im Sozialbereich gehen weiter. Unions-Fraktionschef Jens Spahn bekräftigte am Wochenende Forderungen nach deutlichen Einschnitten beim Bürgergeld. Unterdessen kamen aus der SPD erneut Vorschläge für eine höhere Erbschaftsteuer für große Vermögen. Die SPD-Vorsitzenden Bärbel Bas und Lars Klingbeil erklärten sich zu Reformen bereit, pochten aber auf deren gerechte Ausgestaltung.

Zehntausende Katholiken feiern in Rom Heiligsprechung von "Influencer Gottes"

Zehntausende Katholiken aus aller Welt haben in Rom die Heiligsprechung eines als "Influencer Gottes" bekannten italienischen Jugendlichen gefeiert. Papst Leo XIV. sprach den internetafinen und tiefgläubigen Carlo Acutia am Sonntag als ersten Vertreter der Millennial-Generation heilig. Er war im Jahr 2006 im Alter von 15 Jahren an Leukämie gestorben.

Flasche mit Säure auf Packstation abgestellt: Achtjähriger in Meckenheim verätzt

In Meckenheim in Nordrhein-Westfalen ist ein Achtjähriger durch Säure aus einer offensichtlich an einer Packstation zurückgelassenen Plastikflasche verätzt worden. Der Junge habe sich insbesondere an den Händen schwer verletzt und sei mit einem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus geflogen worden, teilte die Polizei in Bonn am Sonntag mit. Die Hintergründe des Vorfalls vom Freitagabend waren unklar.

Textgröße ändern: