
Greenpeace protestiert mit Riesen-Oktopus gegen Tiefseebergbau

Aktivistinnen und Aktivisten der Umweltschutzorganisation Greenpeace haben am Montag vor dem Reichstagsgebäude in Berlin gegen den von mehreren Staaten geplanten Einstieg in den Tiefseebergbau protestiert. Die Demonstrierenden stellten dazu am Spreeufer einen zehn Meter großen, aufblasbaren Oktopus auf, wie aus Fotos der Organisation hervorging. Auf Bannern fordern sie die Bundesregierung auf: "Moratorium beschließen – Tiefseebergbau stoppen!" sowie "Tiefsee schützen!".
Anlass ist eine Versammlung der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) auf Jamaika. Bis zum 25. Juli verhandeln die rund 170 Mitgliedstaaten über ein Regelwerk für den Tiefseebergbau in internationalen Gewässern. Auch Deutschland ist bei dem Treffen vertreten, Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) nimmt allerdings nicht teil.
"Es braucht ein klares Bekenntnis der Bundesregierung gegen den Start von Tiefseebergbau, um unumkehrbare Schäden am Meeresboden zu verhindern", forderte die Greenpeace-Expertin für Tiefseebergbau, Anna Saito. Deutschland müsse sich für ein globales Moratorium einsetzen, um die drohende Ausbeutung der Tiefsee zu stoppen. "Wir müssen jetzt diesen noch unberührten Lebensraum vor überhasteten, zerstörerischen Eingriffen schützen", verlangte Saito. Daher dürfe auch das geplante, umstrittene Regelwerk für den Tiefseebergbau, der Mining Code, nicht vorangetrieben und verabschiedet werden.
Greenpeace kritisierte, dass Deutschland statt einer Ablehnung bislang den Vorschlag einer "vorsorglichen Pause" unterstütze. Diese würde demnach jedoch Regierungen und Firmen weiterhin ermöglichen, konkrete Vorbereitungen für einen baldigen Rohstoffabbau in der Tiefsee zu treffen, etwa durch Pilottests mit Abbaumaschinen. Auch Deutschland plant laut Greenpeace solche Tests im Zentralpazifik in der Clarion-Clipperton-Zone. Dort besitze die Bundesrepublik Explorationslizenzen für ein 75.000 Quadratkilometer großes Gebiet mit Manganknollen. Betroffen sei ein Gebiet etwa 20 mal so groß wie die Insel Mallorca.
Aktuell bereitet vor allem das kanadische Tiefseebergbau-Unternehmen The Metals Company (TMC) den Start der Rohstoff-Ausbeutung in der Tiefe vor. TMC setzt dabei auf eine Zusammenarbeit mit den USA und ein Dekret der Regierung von Präsident Donald Trump - unter Missachtung multilateraler Abkommen und internationaler Regularien, erklärte Greenpeace. Zugleich versuchten Trump und TMC, "mit ihrem Vorstoß die ISA unter Druck zu setzen", warnte Saito.
"Lassen sich die Mitgliedsstaaten auf dieses Spiel ein, öffnen sie der Ausbeutung der Tiefsee Tür und Tor", mahnte Greenpeace. "Gerade jetzt, da einzelne Regierungen versuchen, internationale Institutionen zu schwächen oder gar zu ignorieren, braucht es eine starke ISA. Die internationale Zusammenarbeit zum Schutz der Meere darf nicht ausgehebelt werden", verlangte die Umweltschutzorganisation.
Pläne für Tiefseebergbau gibt es auch in Japan. Der Vorschlag einer "vorsorglichen Pause", war zuletzt auf der UN-Ozeankonferenz Anfang Juni von gut 30 Staaten aus Europa, Amerika und der Pazifikregion unterstützt worden, darunter auch Deutschland. Bundesumweltminister Schneider hatte in diesem Zusammenhang für "strenge Umweltstandards" als Vorgabe für eine Rohstoffnutzung in der Tiefsee geworben. Frankreich trat hingegen für ein Verbot ein.
Wirtschaftlich interessant ist insbesondere der Abbau sogenannter Seltener Erden. Bislang gibt es für Tiefseebergbau keine internationalen Regeln.
C.Stevenson--TNT