The National Times - Deutsche Wirtschaft kritisiert Zolloffensive von Donald Trump scharf

Deutsche Wirtschaft kritisiert Zolloffensive von Donald Trump scharf


Deutsche Wirtschaft kritisiert Zolloffensive von Donald Trump scharf
Deutsche Wirtschaft kritisiert Zolloffensive von Donald Trump scharf / Foto: © AFP

Die deutsche Wirtschaft hat mit scharfer Kritik auf die neueste Zolloffensive von US-Präsident Donald Trump reagiert. "Dieser Zollhammer führt die Welt zurück in die handelspolitische Steinzeit", erklärte Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) am Donnerstag. Der Präsident des Außenhandelsverbands BGA, Dirk Jandura, sprach von einem "Frontalangriff auf den Welthandel" und forderte "deutliche" Gegenmaßnahmen aus Europa.

Textgröße ändern:

Trump hatte am Mittwoch die bislang weitreichendsten Zölle für Handelspartner weltweit verhängt, sie sollen in den nächsten Tagen in Kraft treten. Importe aus der Europäischen Union werden mit Aufschlägen von 20 Prozent belegt, solche aus China mit einem Zoll von 34 Prozent. Als "Mindestsatz" für andere Länder nannte der US-Präsident zehn Prozent.

Die Zollaufschläge werden auch deutsche Unternehmen aus zahlreichen Branchen treffen. Die Chefin des Verbands der Deutschen Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, bezeichnete den Schritt Trumps als "Abkehr der USA von der regelbasierten globalen Handelsordnung". Die Einführung der zusätzlichen Zölle markierten einen "fundamentalen handelspolitischen Einschnitt".

Die Maßnahmen seien überdies "eine massive Belastung und Herausforderung sowohl für die Unternehmen als auch die globalen Lieferketten der Automobilindustrie". Die Folgen der bereits zuvor verhängten Zölle in Höhe von 25 Prozent, die seit Donnerstag "mindestens auf Pkw, leichte Nutzfahrzeuge und bestimmte Autoteile" erhoben würden, seien noch schwer einzuschätzen, fuhr Müller fort. "Klar ist allerdings schon jetzt, dass diese Entwicklung weltweit negative Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum haben wird. Das wird auch Arbeitsplätze betreffen."

Der 2. April werde nicht als "Befreiungstag in die Geschichte eingehen, sondern als Belastungstag", erklärte derweil der Außenwirtschaftschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Volker Treier. Trump hatte den Mittwoch wiederholt als "Befreiungstag" bezeichnet. Bei seiner Rede am Mittwochabend warf er selbst engen Handelspartnern vor, die USA bisher mit ihrer Zollpolitik "geplündert und vergewaltigt" zu haben.

Einfluss könnte ein Handelskrieg auch auf die Arzneimittelversorgung in Deutschland und der Welt haben, wie der Branchenverband Pharma Deutschland mitteilte. "Diese Zölle und die erwarteten Gegenmaßnahmen der EU werden zu deutlich höheren Preisen und einer mindestens vorübergehend erheblich schlechteren Verfügbarkeit von Therapien führen", warnte Dorothee Brakmann, Hauptgeschäftsführerin von Pharma Deutschland. Herstellungskosten dürften steigen. Brakmann erwartet daher mögliche Produktionsverlagerungen. "Gewinner gibt es dabei keine".

Nach Umfrage-Ergebnissen des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) sind 60 Prozent der Firmen der Branche von US-Zöllen "Stark" oder "sehr stark" betroffen. Hohe Abgaben schadeten Produzenten und Konsumenten in beiden Regionen. "Zölle zwischen der EU und den USA sollten nicht aufgebaut, sondern abgeschafft werden", erklärte VDMA-Präsident Bertram Kawlath.

Mehrere Wirtschaftsverbände forderten eine selbstbewusste Reaktion aus Europa auf die Zollankündigung. "Die EU darf sich nicht rumschubsen lassen", mahnte der Chef des Verbands der Elektro- und Digitalindustrie, Wolfgang Weber. Seine Branche biete Produkte, auf die die US-Wirtschaft nicht verzichten könne. "Wenn die Trump-Regierung es ernst mit der Reindustrialisierung der USA meint, dann brauchen sie uns als Ausrüster für ihre Fabriken", erklärte Weber. Deals mit dem US-Präsidenten müssten "auf Augenhöhe" geschlossen werden.

Auch BGA-Präsident Jandura forderte eine gemeinsame europäische Antwort auf Trumps aggressives Vorgehen. Deutschland und die EU müssten Freihandelsabkommen mit anderen Staaten vorantreiben und so unabhängiger von den USA werden. Gleichzeitig müsse Deutschland wettbewerbsfähiger werden. "Die nächste Bundesregierung muss die Unternehmen bei Steuern, Abgaben, Energie und vor allem Bürokratie entlasten", forderte Jandura.

Laut ZDH-Präsident Schwannecke nimmt nach dem Schritt auch der Druck auf die Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD weiter zu. "Jeder muss jetzt begriffen haben, dass wir uns zusätzliche Belastungen nicht leisten können", erklärte er.

Ein Mindest-Zollsatz von zehn Prozent soll laut Weißem Haus ab 5. April gelten. Höhere Zölle für die nach Ansicht des Weißen Hauses "schlimmsten Übeltäter" sollen am 9. April um 12.01 Uhr (Ortszeit, 06.01 Uhr MESZ) in Kraft treten.

L.Graham--TNT

Empfohlen

Lula: Von Trump angedrohte Zölle gegen Brasilien sind "unannehmbare Erpressung"

Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hat die von US-Präsident Donald Trump angedrohten Zölle in Höhe von 50 Prozent gegen sein Land als "unannehmbare Erpressung" verurteilt. Er werde weiterhin "auf gute Handels- und diplomatische Beziehungen setzen", sagte Lula in einer Fernsehansprache am Donnerstag (Ortszeit). Brasilien habe jedoch "nur einen Eigentümer: das brasilianische Volk", fügte der linksgerichtete Präsident hinzu. Brasilianische Politiker, welche die Politik von Trump unterstützen, bezeichnete Lula als "Verräter des Vaterlandes".

Barcelona will Kreuzfahrt-Tourismus reduzieren - mehrere Terminals sollen schließen

Die Stadt Barcelona hat angekündigt, den Kreuzfahrt-Tourismus zu reduzieren. 2030 sollen nur noch fünf statt derzeit sieben Terminals für die riesigen Kreuzfahrt-Schiffe in Betrieb sein, wie die Stadtverwaltung und die Hafenbehörde in der zweitgrößten Stadt Spaniens am Donnerstag mitteilten. "Erstmals in der Geschichte der Stadt wird das Wachstum bei den Kreuzfahrtschiffen begrenzt", erklärte Barcelonas Bürgermeister Jaume Collboni.

Skandal um Cambridge Analytica: Meta-Chef Zuckerberg schließt Vergleich

Gut sieben Jahre nach dem Cambridge-Analytica-Skandal um mutmaßliche Wahlmanipulation mit Facebook-Nutzerdaten hat die Chefetage der Facebook-Mutter Meta einem Vergleich zugestimmt. Der Meta-Vorsitzende Mark Zuckerberg und andere Vorstandsmitglieder beendeten damit ein von Aktionären angestrengtes Verfahren, wie die Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag aus mit dem Fall vertrauten Kreisen erfuhr. Nähere Angaben zu den finanziellen Bedingungen lagen zunächst nicht vor.

Ex-Trigema-Chef Grupp macht Altersdepressionen und Suizidversuch öffentlich

Der deutsche Unternehmer und langjährige Chef der Textilfirma Trigema, Wolfgang Grupp, hat sich in einem Schreiben an die Belegschaft gewandt, in dem er von Altersdepressionen und einem Suizidversuch berichtet. "Ich habe versucht, mein Leben zu beenden", schrieb der 83-Jährige in dem Brief, aus dem die "Bild"-Zeitung am Donnerstag zitierte. "Ich würde es gerne ungeschehen machen", erklärte Grupp.

Textgröße ändern: