The National Times - Russlands Außenminister zeigt seinen Kritikern bei G20-Treffen die kalte Schulter

Russlands Außenminister zeigt seinen Kritikern bei G20-Treffen die kalte Schulter


Russlands Außenminister zeigt seinen Kritikern bei G20-Treffen die kalte Schulter
Russlands Außenminister zeigt seinen Kritikern bei G20-Treffen die kalte Schulter / Foto: © AFP

Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat auf dem G20-Außenministertreffen in Indonesien seinen Kritikern die kalte Schulter gezeigt: Er verließ während einer Rede von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) die Sitzung und boykottierte auch eine Videobotschaft des ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba sowie eine Ansprache von US-Außenminister Antony Blinken. Die Forderung der USA und ihrer Verbündeten nach einem Ende des Angriffskriegs gegen die Ukraine stießen damit auf taube Ohren.

Textgröße ändern:

Das Außenministertreffen auf Bali galt angesichts von Lawrows Teilnahme als diplomatisch äußerst heikel. Während die EU und die USA wegen des Ukraine-Krieges Sanktionen gegen Russland verhängt haben, halten sich andere G20-Staaten wie China, Indien und Südafrika mit einer Verurteilung des russischen Einmarschs in der Ukraine zurück.

Die Außenministerin des Gastgeberlandes Indonesien, Retno Marsudi, sagte zum Abschluss des Treffens, die Teilnehmer hätten "ihre tiefe Besorgnis über die humanitären Auswirkungen des Krieges" zum Ausdruck gebracht. "Einige Mitglieder verurteilten die Invasion", fügte sie hinzu. US-Außenminister Antony Blinken sagte, ein "starker Chor aus der ganzen Welt" habe Moskau dazu gedrängt, den Krieg gegen die Ukraine zu beenden.

Lawrow brüskierte seine Kritiker und boykottierte einen Teil der Beratungen auf Bali. Bei der Rede von Baerbock verließ er nach Angaben von Diplomaten aus Protest den Sitzungssaal. Später boykottierte er demnach auch die Videobotschaft des ukrainischen Außenministers Kuleba.

Lawrow habe den anderen Teilnehmern "nicht zugehört", sagte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell. "Das ist nicht die konstruktivste Art, an einem G20-Treffen teilzunehmen."

Westlichen Diplomaten zufolge erfuhr Lawrow während des Treffens auch von jenen Staaten keine Unterstützung, welche die Position der USA und Europas in der Ukraine-Frage nicht uneingeschränkt teilen. "Ich denke, Russland war überrascht, wie viele G20-Teilnehmer sich in aller Deutlichkeit zur russischen Aggression geäußert haben", sagte ein westlicher Regierungsvertreter.

Baerbock sagte, die Abwesenheit Lawrows, gerade auch bei der Sitzung zum Thema Ernährungssicherheit, unterstreiche, dass er an internationaler Zusammenarbeit und dem Austausch mit den anderen G20-Staaten "nicht interessiert" sei.

Eine Sprecherin des russischen Außenministeriums bezichtigte Baerbock daraufhin der "Lüge". Ihr Vorwurf sei "absoluter Unsinn". Lawrow sei im Raum gewesen, als die Sitzung begann. Etwa zwei Stunden später habe er bilaterale Gespräche mit Kollegen im Nebenraum geführt. Zu diesem Zweck würden solche Treffen schließlich abgehalten. "Der Plan der G7-Staaten, Russland auf dem G20-Treffen zu boykottieren, ist gescheitert", fügte die Sprecherin hinzu.

Baerbock betonte in ihrer Rede, der Ukraine-Krieg sei "nicht unser Krieg". Aber die internationale Gemeinschaft sei in der Verantwortung, dass die Auswirkungen dieses Krieges nicht auf andere Regionen dieser Welt übergreifen. "Russland ist durch die Auswirkungen des Krieges eine Gefahr für die ganze Welt."

Auch Blinken übte scharfe Kritik an Russland. "An unsere russischen Kollegen: Die Ukraine ist nicht Euer Land. Ihr Getreide ist nicht Euer Getreide", betonte der US-Außenminister nach Angaben eines westlichen Regierungsvertreters bei den Beratungen hinter verschlossenen Türen.

Lawrow zeigte sich unbeeindruckt von der Kritik. "Unsere westlichen Partner versuchen es zu vermeiden, über globale Wirtschaftsfragen zu sprechen", sagte er vor dem Tagungshotel zu Journalisten. "In dem Moment, in dem sie das Wort ergreifen, stürzen sie sich in fieberhafte Kritik an Russland."

Den G20 gehören neben der EU 19 Industrie- und Schwellenländer an, darunter China, Indien, Brasilien und die Türkei. Die Staatengruppe steht für gut 80 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung.

F.Lim--TNT

Empfohlen

Israelischer Armeevertreter: Bodentruppen rücken auf Zentrum der Stadt Gaza vor

Die israelische Armee hat am Dienstag eine Großoffensive mit Bodentruppen in der Stadt Gaza gestartet. "Wir rücken Richtung Zentrum (der Stadt Gaza) vor", sagte ein Militärvertreter vor Journalisten. Die Armee habe in der Nacht die "Hauptphase" des Kampfes in der Stadt gegen die islamistische Palästinenserorganisation Hamas gestartet. Die israelische Armee geht von "2000 bis 3000" Kämpfern der Hamas in dem Gebiet aus.

Merz empfängt Nawrocki zu Antrittsbesuch - Polens Präsident bekräftigt Reparationsforderungen

Der polnische Präsident Karol Nawrocki ist am Dienstag zu seinem Antrittsbesuch in Berlin empfangen worden. Der rechtsnationale Politiker wurde am Dienstag zunächst von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit militärischen Ehren vor Schloss Bellevue begrüßt. Anschließend traf er zu einem Gespräch mit Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) im Kanzleramt ein. Themen des Treffens dürften die Bedrohung durch Russland und der Ukraine-Krieg sein. Unmittelbar vor seinem Besuch bekräftigte Nawrocki zudem die polnischen Reparationsforderungen an Deutschland.

Polizistenmord von Mannheim: Messerangreifer zu lebenslanger Haft verurteilt

Im Prozess um den tödlichen Messerangriff auf den Polizisten Rouven L. in Mannheim hat das Oberlandesgericht Stuttgart den Angeklagten Sulaiman A. zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Außerdem stellte das Gericht am Dienstag für den aus Afghanistan stammenden 26-jährigen mutmaßlichen IS-Sympathisanten die besondere Schwere der Schuld fest, was eine vorzeitige Haftentlassung nahezu ausschließt. Das Gericht verurteilte A. wegen Mordes an dem Polizisten Rouven L. sowie wegen vierfachen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung.

USA betrachten Kolumbien nicht mehr als Verbündeten im Anti-Drogen-Kampf

Die USA stufen Kolumbien nicht länger als Verbündeten im Kampf gegen die Drogenkriminalität ein. Der kolumbianische Staatschef Gustavo Petro habe es versäumt, die Kokainproduktion einzudämmen, erklärte US-Präsident Donald Trump am Montag. Vielmehr sei die Produktion der Droge in dem südamerikanischen Land auf ein "Allzeithoch" gestiegen. Damit habe er "die jahrelange, für beide Seiten vorteilhafte Zusammenarbeit unserer beiden Länder im Kampf gegen Drogenterroristen untergraben".

Textgröße ändern: