The National Times - Neue Rücktrittsforderungen: Johnson soll auch schnell als Premier abtreten

Neue Rücktrittsforderungen: Johnson soll auch schnell als Premier abtreten


Neue Rücktrittsforderungen: Johnson soll auch schnell als Premier abtreten
Neue Rücktrittsforderungen: Johnson soll auch schnell als Premier abtreten / Foto: © AFP

Nach seinem Rücktritt als Parteichef der konservativen Tories steht Boris Johnson weiter unter Druck, auch als britischer Premierminister schnell abzutreten. Die Opposition drohte am Freitag mit einem Misstrauensvotum, um seinen sofortigen Rücktritt zu erzwingen. Das Land könne den "Lügner" Johnson nicht länger ertragen, sagte die Vize-Chefin der Labour-Partei, Angela Rayner. Medienberichten zufolge will Johnson vor allem deshalb im Amt bleiben, weil er Ende Juli auf dem Landsitz Chequers seine Hochzeit feiern will.

Textgröße ändern:

Nach etlichen Skandalen und einer beispiellosen parteiinternen Revolte hatte Johnson am Donnerstag seinen Rücktritt als Parteichef der konservativen Tories angekündigt. Damit ist auch sein Aus als Regierungschef besiegelt, er will aber noch bis zur Wahl eines Nachfolgers im Amt bleiben. Die Wahl des neuen Parteichefs findet spätestens beim Tory-Parteitag im Oktober statt.

Bisher haben der Tory-Abgeordnete Tom Tugendhat und Generalstaatsanwältin Suella Braverman offiziell ihre Bewerbung bekannt gegeben. Auch der Brexit-Verfechter Steve Baker bekundete Interesse.

Tugendhat, der Vorsitzende des einflussreichen Auswärtigen Ausschusses im Unterhaus, kündigte seine Bewerbung im "Daily Telegraph" an. "Ich habe schon gedient - in den Streitkräften und jetzt im Parlament", schrieb der 49-jährige ehemalige Armeeoffizier. Nun wolle er seinem Land als Premierminister dienen. Parteiintern ist er bei den Johnson-Anhängern allerdings eher unbeliebt.

Braverman brachte sich bereits am Mittwoch in Interviews für die Johnson-Nachfolge in Stellung. Die 42-jährige Brexit-Befürworterin ist in der Partei wegen ihrer Gegnerschaft zur EU beliebt.

Neben Tugendhat und Braverman dürfte es noch eine Reihe weiterer Kandidatinnen und Kandidaten geben. Erwartet wird unter anderem, dass sich der am Dienstag zurückgetretene Gesundheitsminister Sajid Javid und Verkehrsminister Grant Shapps um Johnsons Nachfolge bewerben. Hoch gehandelt werden auch Außenministerin Liz Truss, der wie Javid am Dienstag zurückgetretene Finanzminister Rishi Sunak sowie der frühere Außenminister Jeremy Hunt.

Johnson und seine Regierung waren in den vergangenen Monaten durch eine ganze Reihe von Skandalen massiv in Bedrängnis geraten. Neben einer Spendenaffäre wogen Skandale um Partys am Regierungssitz während des Corona-Lockdowns sowie um sexuelle Übergriffe von hochrangigen Tory-Politikern besonders schwer. Seit Dienstagabend waren aus Protest gegen Johnson fast 60 Minister und andere Regierungsvertreter zurückgetreten.

Am Donnerstag gab Johnson dem Druck nach und kündigte seinen Rücktritt als Parteichef an. Wie der "Daily Mirror", der "Guardian" und andere britische Medien berichteten, will er vor allem noch Regierungschef bleiben, um auf dem Landsitz Chequers seine Hochzeit feiern zu können.

Johnson und seine Frau Carrie hatten im Mai 2021 im kleinen Kreis geheiratet. Für den 30. Juli ist nun eine große Party in Chequers geplant. Medienberichten zufolge sind die Einladungen bereits verschickt.

Um Johnson vorher aus dem Amt zu jagen, droht die Labour-Partei mit einem Misstrauensvotum im Parlament. "Er ist ein erwiesener Lügner, der im Filz versunken ist, und das können wir uns nicht noch ein paar Monate leisten", sagte Vize-Parteichefin Rayner im BBC Radio. Es sei klar, dass Johnson das Vertrauen des Parlaments und der Bevölkerung verloren habe.

Die Opposition wäre bei einem Misstrauensvotum allerdings auf die Unterstützung dutzender Tory-Abgeordneter angewiesen. Viele Tories fürchten aber, dass es dann letztlich Neuwahlen geben wird - und sie ihre Sitze verlieren.

Bildungsminister James Cleverly erklärte bereits, Johnson werde vorerst im Amt bleiben. "Es ist richtig, dass er ein Team zusammengestellt hat, das weiter regiert, während das Auswahlverfahren für seinen Nachfolger läuft", sagte er dem Sender Sky News.

V.Allen--TNT

Empfohlen

Merz reist zu Antrittsbesuchen nach Jordanien und Israel

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) reist am Samstag zu seinen Antrittsbesuchen nach Jordanien und Israel. Erster Programmpunkt ist ein Treffen mit dem jordanischen König Abdullah II. in der Hafenstadt Akaba. Dabei soll es unter anderem um die angespannte Lage in der Nahost-Region gehen. Anschließend reist Merz nach Israel weiter, wo ein Gespräch mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu geplant ist. Bei dem Treffen am Sonntag in Jerusalem dürfte es auch um die Meinungsverschiedenheiten der vergangenen Monate gehen.

Ukraine und USA: Fortschritt hin zu Friedensabkommen hängt von Russland ab

Bei ihren Gesprächen in Miami sind die Ukraine und die USA übereingekommen, dass Fortschritte zu einem möglichen Friedensabkommen nun von Russland abhängen. "Beide Seiten waren sich einig, dass echte Fortschritte in Richtung einer Einigung davon abhängen, dass Russland bereit ist, sich ernsthaft für einen langfristigen Frieden einzusetzen, einschließlich Maßnahmen zur Deeskalation und zum Ende der Tötungen", heißt es in einer am Freitag (Ortszeit) veröffentlichten Erklärung des US-Außenministeriums.

Rohrbomben nahe US-Kongress 2021: Angeklagter erscheint erstmals vor Gericht

Ein Mann, der am Vorabend des Sturms auf das Kapitol am 6. Januar 2021 Rohrbomben in Washington deponiert haben soll, ist erstmals vor Gericht erschienen. Brian Cole aus dem US-Bundesstaat Virginia legte bei der Anhörung am Freitag vor dem Bezirksgericht in Washington kein Geständnis ab. Laut US-Medien glaubt Cole, US-Präsident Donald Trump habe die Präsidentschaftswahl im Jahr 2020 gewonnen.

Merz: Austausch mit de Wever über russische Vermögenswerte war "konstruktiv"

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat sein Gespräch mit Belgiens Premierminister Bart de Wever und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen über die Nutzung der in Europa eingefrorenen russischen Vermögenswerte für die Ukraine als "konstruktiv" bezeichnet. Die besondere Betroffenheit Belgiens sei "unbestreitbar" und müsse "so adressiert werden, dass alle europäischen Staaten dasselbe Risiko tragen", hieß es am Freitagabend in einer Erklärung des Bundeskanzlers.

Textgröße ändern: