The National Times - Russlands Außenminister weicht seinen Kritikern bei G20-Treffen auf Bali aus

Russlands Außenminister weicht seinen Kritikern bei G20-Treffen auf Bali aus


Russlands Außenminister weicht seinen Kritikern bei G20-Treffen auf Bali aus
Russlands Außenminister weicht seinen Kritikern bei G20-Treffen auf Bali aus / Foto: © POOL/AFP

Die USA und ihre Verbündeten haben Russland beim G20-Außenministertreffen in Indonesien zu einem Ende des Angriffskriegs gegen die Ukraine aufgefordert - beim russischen Außenminister Sergej Lawrow stießen die Appelle am Freitag aber auf taube Ohren: Er verließ während einer Rede von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) die Sitzung und boykottierte auch eine Videobotschaft des ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba. Baerbock nannte Russland eine "Gefahr für die ganze Welt".

Textgröße ändern:

Das Außenministertreffen auf Bali galt angesichts von Lawrows Teilnahme als diplomatisch äußerst heikel. Während die EU und die USA wegen des Ukraine-Krieges Sanktionen gegen Russland verhängt haben, halten sich andere G20-Staaten wie China, Indien und Südafrika mit einer Verurteilung des russischen Einmarschs in der Ukraine zurück.

Die Außenministerin des Gastgeberlandes Indonesien, Retno Marsudi, sagte zum Abschluss des Treffens, die Teilnehmer hätten "ihre tiefe Besorgnis über die humanitären Auswirkungen des Krieges" zum Ausdruck gebracht. "Einige Mitglieder verurteilten die Invasion", fügte sie hinzu. US-Außenminister Antony Blinken sagte, ein "starker Chor aus der ganzen Welt" habe Moskau dazu gedrängt, den Krieg gegen die Ukraine zu beenden.

Lawrow brüskierte seine Kritiker und boykottierte einen Teil der Beratungen auf Bali. Bei der Rede von Baerbock verließ er nach Angaben von Diplomaten aus Protest den Sitzungssaal. Später boykottierte er demnach auch die Videobotschaft des ukrainischen Außenministers Kuleba.

Baerbock sagte, die Abwesenheit Lawrows, gerade auch bei der Sitzung zum Thema Ernährungssicherheit, unterstreiche, dass er an internationaler Zusammenarbeit und dem Austausch mit den anderen G20-Staaten "nicht interessiert" sei. Der Krieg führe dazu, dass sich die "globale Ernährungskrise massiv weiter verschärft", sagte sie mit Blick auf die blockierten Getreideexporte der Ukraine.

Auch Blinken übte scharfe Kritik an Russland. "An unsere russischen Kollegen: Die Ukraine ist nicht Euer Land. Ihr Getreide ist nicht Euer Getreide", betonte der US-Außenminister nach Angaben eines westlichen Regierungsvertreters bei den Beratungen hinter verschlossenen Türen. "Warum blockieren Sie die Häfen? Sie sollten das Getreide herauslassen."

Baerbock betonte in ihrer Rede, die Weltgemeinschaft dürfe "nicht die Augen von dem Angriffskrieg der Russen gegenüber der Ukraine verschließen". Dies wäre auch "ein fatales Signal an alle Länder dieser Welt", die wie die Ukraine von einem größeren Nachbarland bedroht würden. "Der Appell aller 19 Staaten war sehr deutlich an Russland: Dieser Krieg muss ein Ende haben."

"Das ist nicht unser Krieg. Wir wollten diesen Krieg nie", sagte Baerbock. Aber die internationale Gemeinschaft sei in der Verantwortung, dass die Auswirkungen dieses Krieges nicht auf andere Regionen dieser Welt übergreifen. "Russland greift die internationale Ordnung an", sagte Baerbock. "Russland ist durch die Auswirkungen des Krieges eine Gefahr für die ganze Welt."

Lawrow zeigte sich unbeeindruckt von der Kritik. "Unsere westlichen Partner versuchen es zu vermeiden, über globale Wirtschaftsfragen zu sprechen", sagte er vor dem Tagungshotel zu Journalisten. "In dem Moment, in dem sie das Wort ergreifen, stürzen sie sich in fieberhafte Kritik an Russland."

Er werde den USA nicht "hinterherlaufen", sagte der russische Außenminister. "Es waren nicht wir, die den Kontakt abgebrochen haben, sondern die Vereinigten Staaten", fügte er hinzu.

Den G20 gehören neben der EU 19 Industrie- und Schwellenländer an, darunter China, Indien, Brasilien und die Türkei. Die Staatengruppe steht für gut 80 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung.

W.Phillips--TNT

Empfohlen

Merz zu Antrittsbesuch in Türkei aufgebrochen - Am Donnerstag Treffen mit Erdogan

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) ist am Mittwoch zu seinem Antrittsbesuch in die Türkei aufgebrochen. Nach dem Abflug am Nachmittag aus Berlin wurde der Kanzler am Abend in der Hauptstadt Ankara erwartet. Am Donnerstag trifft er sich dort mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan (14.00 Uhr Ortszeit, 12.00 MEZ).

Enges Rennen bei Parlamentswahl in den Niederlanden erwartet

Nach dem Zusammenbruch der Regierungskoalition im Sommer ist in den Niederlanden am Mittwoch ein neues Parlament gewählt worden. Die einwanderungsfeindliche Partei des rechtspopulistischen Politikers Geert Wilders könnte bei der vorgezogenen Wahl erneut zur stärksten Kraft werden. Doch drei andere Parteien, die eine Zusammenarbeit mit dem Rechtsaußenpolitiker ausschließen, legten zuletzt in den Umfragen zu und könnten Wilders den Sieg streitig machen. Es wird eine äußerst schwierige Regierungsbildung erwartet.

Unionspolitiker stellen doppelte Staatsbürgerschaft in Frage - SPD widerspricht

Unionspolitiker haben die doppelte Staatsbürgerschaft in Frage gestellt. "Wir müssen uns als Land fragen, ob wir die generelle doppelte Staatsbürgerschaft so noch wollen und ob wir sie uns noch leisten können", sagte der CSU-Bundestagsabgeordnete Stephan Mayer der "Bild" vom Mittwoch. Notwendig sei "eine grundlegende Reform des Staatsbürgerschaftsrechts". Ähnlich äußerte sich die CDU-Innenpolitikerin Cornell Babendererde. Der Koalitionspartner SPD will aber nicht mitziehen und die Regelung beim Alten belassen.

Internationale Appelle nach Israels neuen Angriffen auf Hamas-Ziele im Gazastreifen

Die neuen israelischen Angriffe auf Hamas-Ziele im Gazastreifen haben international Besorgnis hinsichtlich eines vorzeitigen Endes der von den USA vermittelten Waffenruhe ausgelöst. Die EU rief "alle Parteien" zur Einhaltung der Feuerpause auf, Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) brach zu einer neuen Reise in die Region auf. Die Angriffe auf "dutzende terroristische Ziele" erfolgten israelischen Angaben zufolge nach "Verstößen der Hamas" gegen die Waffenruhe. Die Hamas-Behörden meldeten mehr als hundert Tote bei den Angriffen.

Textgröße ändern: