The National Times - Internationale Forderungen nach Anerkennung eines Palästinenserstaats nehmen zu

Internationale Forderungen nach Anerkennung eines Palästinenserstaats nehmen zu


Internationale Forderungen nach Anerkennung eines Palästinenserstaats nehmen zu
Internationale Forderungen nach Anerkennung eines Palästinenserstaats nehmen zu / Foto: © AFP

Fast 22 Monate nach dem Beginn des Gaza-Kriegs steigt der internationale Druck zur Anerkennung eines Palästinenserstaates. Zum Ende einer UN-Konferenz zur Zweistaatenlösung lancierten 15 westliche Länder am Dienstag (Ortszeit) gemeinsam einen Appell zugunsten eines eigenen Staats für die Palästinenser. Zuvor war in einer anderen auf der vereinbarten Erklärung die Entwaffnung der islamistischen Hamas gefordert worden. An dieser Erklärung beteiligten sich auch die Arabische Liga sowie mehrere arabische Länder.

Textgröße ändern:

Zu der Erklärung zu einem Palästinenserstaat teilte der französische Außenminister Jean-Noël Barrot am Mittwoch im Onlinedienst X mit, die Unterzeichner wollten "einen palästinensischen Staat anerkennen und appellieren an diejenigen, die dies bisher nicht getan haben, es uns gleichzutun". Die Zweistaatenlösung, um die es bei der UN-Tagung ging, sieht die friedliche Koexistenz eines Palästinenserstaats an der Seite Israels vor.

Frankreich, das die UN-Konferenz vom Montag und Dienstag in New York zusammen mit Saudi-Arabien initiiert hatte, hat einen Palästinenserstaat zwar bisher nicht offiziell anerkannt. Paris hatte jedoch vergangene Woche angekündigt, dies bei der UN-Generaldebatte im September tun zu wollen. Neun weitere Länder, die den Appell vom Dienstag unterzeichneten, erkennen bisher ebenfalls keinen palästinensischen Staat an, erklärten sich aber willens, diesen Schritt zu tun.

Am Dienstag hatte auch die britische Regierung die mögliche Anerkennung eines palästinensischen Staates in Aussicht gestellt. Sollte Israel nicht "substanzielle Schritte" zur Verbesserung der Situation im Gazastreifen unternehmen, werde er dies im September tun, sagte Premier Keir Starmer. Großbritannien und Frankreich wären die ersten beiden Mitglieder der G7-Gruppe wichtiger Industrienationen, die einen Palästinenserstaat anerkennen.

In der ebenfalls bei der UN-Konferenz verabschiedeten Erklärung von 17 Ländern, der EU und der Arabischen Liga wurde gefordert, die Hamas müsse ihre "Herrschaft in Gaza" im Rahmen einer Lösung zur Beendigung des Kriegs beenden.

Zudem solle die radikalislamische Palästinenserorganisation "ihre Waffen unter internationaler Beteiligung und Unterstützung im Einklang mit dem Ziel eines souveränen und unabhängigen palästinensischen Staates an die Palästinensische Autonomiebehörde übergeben". Die Erklärung wurde unter anderem auch von Ägypten, Katar und Saudi-Arabien unterzeichnet.

Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) wird am Donnerstag und Freitag Israel und das Westjordanland besuchen. In Israel werde er mit seinem Kollegen Gideon Saar vor allem über die "humanitäre Katastrophe" im Gazastreifen sprechen, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin. Am Freitag will Wadephul mit UN-Vertretern in Jerusalem über die humanitäre Lage im Gazastreifen beraten. In Ramallah im besetzten Westjordanland will er Vertreter der palästinensischen Autonomiebehörde treffen.

Unterdessen setzte sich die Kritik von Hilfsorganisationen an der geplanten gemeinsamen Luftbrücke Jordaniens und Deutschlands fort, die die Not der Bevölkerung im Gazastreifen lindern soll. Die Organisationen fordern stattdessen Hilfslieferungen auf dem Landweg, die effizienter und sicherer seien.

An der Grenze zu dem Palästinensergebiet stünden hunderte Lastwagen mit Hilfsgütern, die über Land "direkt, effizient und sicher zu notleidenden Menschen kommen" könnten, sagte die Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Gerda Hasselfeldt, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Luftbrücken sollten immer nur "die letzte Option" sein, betonte sie. Bei Luftbrücken bestehe "gerade in einem dicht besiedelten Gebiet die Gefahr von Verletzten".

Auch die Kinderrechtsorganisation Plan International kritisierte die Pläne. Die Luftbrücke sei "ineffizient, teuer - und darüber hinaus lebensgefährlich", sagte die Vorstandsvorsitzende Petra Berner der Funke Mediengruppe. Sie verwies darauf, dass die Hilfsgüter unkontrolliert zu Boden fallen würden.

Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Thomas Röwekamp (CDU) sagte dem RND, "es ist richtig, dass Deutschland auf diese Weise hilft und gleichzeitig den Druck auf die israelische Regierung zur Abwehr einer humanitären Katastrophe erhöht". Dauerhaft könne aber nur eine "zuverlässige und ungehinderte Lieferung von Hilfsgütern auf dem Landweg die humanitäre Lage in Gaza verbessern".

Am Mittwoch wurden im Gazastreifen nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Zivilschutzbehörde mindestens 14 weitere Menschen durch israelische Angriffe getötet. Insgesamt wurden laut dem Hamas-Gesundheitsministerium seit Beginn der israelischen Militäroffensive im Oktober 2023 inzwischen mehr als 60.000 Menschen getötet. Diese Angaben lassen sich unabhängig nicht überprüfen.

Der Krieg im Gazastreifen war durch den beispiellosen Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden. Dabei wurden nach israelischen Angaben mehr als 1210 Menschen getötet, 251 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.

T.Cunningham--TNT

Empfohlen

Gaza-Krieg: Forderungen an Bundesregierung nach mehr Druck auf Israel

Im Zuge der Nahost-Reise von Außenminister Johann Wadephul (CDU) haben Hilfsorganisationen und Kulturschaffende von der Bundesregierung wegen der katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen mehr Druck auf Israel verlangt. Eine Reihe von in der Region tätigen Organisationen forderte am Donnerstag einen Krisengipfel im Kanzleramt, mehr als 200 Kulturschaffende verlangten konkrete Maßnahmen von Kanzler Friedrich Merz (CDU). Auch vom Koalitionspartner SPD kamen Forderungen nach mehr Druck auf Israel.

Ukrainisches Parlament stimmt neuem Gesetz zu Antikorruptionsstellen zu

Das ukrainisches Parlament hat am Donnerstag einem viel diskutierten Gesetz zugestimmt, das die Unabhängigkeit von zwei Antikorruptionsstellen wiederherstellen soll. Wie in einer Live-Übertragung aus dem Parlament in Kiew zu sehen war, stimmten die Abgeordneten mehrheitlich dafür. Das Gesetz ersetzt eine Vorlage von Präsident Wolodymyr Selenskyj, die vorsah, das Nationale Antikorruptionsbüro (Nabu) und die Antikorruptions-Staatsanwaltschaft (Sapo) der Generalstaatsanwaltschaft zu unterstellen und damit faktisch ihre Unabhängigkeit aufzuheben.

Wadephul fordert von Israel Zugang von UN-Helfern zum Gazastreifen

Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) hat kurz vor seiner Abreise nach Israel die dortige Regierung aufgefordert, der UNO und internationalen Hilfsorganisationen die Verteilung dringend benötigter Hilfsgüter zu ermöglichen. Die israelische Regierung solle einen "sicheren Zugang und vor allem auch sichere und effektive Verteilung" im Gazastreifen gewähren, erklärte Wadephul kurz vor seinem Abflug aus Berlin am Donnerstag. Israel müsse "sofort, umfassend und nachhaltig für Abhilfe bei der katastrophalen Lage im Gazastreifen sorgen". Zugleich sprach er sich für einen Prozess aus, an dessen Ende die Anerkennung eines palästinensischen Staates steht.

Schweden fordert teilweise Aussetzung des EU-Assoziierungsabkommens mit Israel

Inmitten der anhaltenden internationalen Sorge wegen der humanitären Lage im Gazastreifen hat Schweden die teilweise Aussetzung des EU-Assoziierungsabkommens mit Israel gefordert. "Die Situation in Gaza ist absolut entsetzlich und Israel kommt seinen grundlegenden Verpflichtungen und Vereinbarungen zu humanitärer Hilfe weiterhin nicht nach", erklärte Schwedens Regierungschef Ulf Kristersson am Donnerstag im Onlinedienst X. "Schweden fordert deswegen, dass die EU den Handelsteil des Assoziierungsabkommens so schnell wie möglich einfriert", schrieb Kristersson weiter.

Textgröße ändern: