The National Times - Erste Hilfslieferungen in Gazastreifen - 22 Länder fordern "vollständige" Wiederaufnahme

Erste Hilfslieferungen in Gazastreifen - 22 Länder fordern "vollständige" Wiederaufnahme


Erste Hilfslieferungen in Gazastreifen - 22 Länder fordern "vollständige" Wiederaufnahme
Erste Hilfslieferungen in Gazastreifen - 22 Länder fordern "vollständige" Wiederaufnahme / Foto: © AFP

Die teilweise Wiederaufnahme von Hilfslieferungen in den Gazastreifen nach mehr als zwei Monaten Blockade ist international als unzureichend angeprangert worden. Die Außenministerien von Deutschland und 21 weiteren Ländern forderten Israel am Montag zur einer vollständigen Wiederaufnahme der Hilfen auf. Frankreich, Großbritannien und Kanada drohten Israel wegen seines "ungeheuerlichen" Vorgehens im Gazastreifen mit "konkreten Maßnahmen". Nach israelischen Angaben erreichten am Montag fünf UN-Lastwagen den Gazastreifen.

Textgröße ändern:

Israel hatte Anfang März eine Blockade sämtlicher humanitären Hilfslieferungen in das Palästinensergebiet verhängt, woraufhin Hilfsorganisationen wiederholt vor einer Hungerkatastrophe warnten. Am Sonntag kündigte das Büro von Regierungschef Benjamin Netanjahu an, dass Israel wieder Hilfslieferungen zulassen werde.

Eine Hungersnot im Gazastreifen müsse "sowohl aus praktischen als auch aus diplomatischen Gründen" verhindert werden, sagte Netanjahu am Montag. Selbst die Freunde Israels würden "Bilder vom Massenhunger" nicht tolerieren. Zugleich bekräftigte der Regierungschef, sein Land werde die Kontrolle über "das gesamte Territorium" des Gazastreifens übernehmen.

Nach israelischen Angaben erreichten am Montag fünf UN-Lastwagen den Gazastreifen. "Dutzende" Lastwagen dürften "in den kommenden Tagen" in den Gazastreifen.

UN-Nothilfekoordinator Tom Fletcher bezeichnete die Genehmigung einer Wiederaufnahme von "begrenzten" Hilfen durch Israel als eine "willkommene Entwicklung, die weiter gelten muss". Dies sei aber nur "ein Tropfen auf den heißen Stein".

Das Auswärtige Amt in Berlin und die Außenministerien von 21 weiteren Ländern forderten Israel am Abend zur einer vollständigen und sofortigen Wiederaufnahme der Hilfen für den Gazastreifen auf. Israel müsse "sofort eine vollständige Wiederaufnahme der Hilfen für den Gazastreifen" erlauben, hieß es in einer vom Auswärtigen Amt in Berlin veröffentlichten Erklärung von Ländern wie Frankreich, Kanada, Italien, Spanien, Schweden und Großbritannien.

Die Anzeichen für eine begrenzte Wiederaufnahme der Hilfen würden "anerkannt", die vom Hungertod bedrohte Bevölkerung im Gazastreifen müsse aber "die Hilfe erhalten, die sie verzweifelt benötigt", hieß es weiter.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der britische Regierungschef Keir Starmer und sein kanadischer Kollege Mark Carney drohten Israel wegen dessen Militäroffensive im Gazastreifen mit "konkreten Maßnahmen". Sie würden angesichts des "ungeheuerlichen" Vorgehens der israelischen Regierung im Gazastreifen nicht tatenlos zuzusehen.

Der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, kritisierte die humanitäre Lage im Gazastreifen. "Zwei Millionen Menschen hungern", während "Tonnen von Essen an der Grenze blockiert werden, nur Minuten entfernt". Das Risiko einer Hungersnot im Gazastreifen steige durch das "absichtliche Zurückhalten" humanitärer Hilfe.

Israel hatte seine massiven Angriffe im Gazastreifen Mitte März nach einer zweimonatigen Waffenruhe wieder aufgenommen. Am Sonntag erklärte die israelische Armee, "umfassende Bodeneinsätze" im gesamten Gazastreifen begonnen zu haben. Die Einsätze am Boden seien Teil einer neuen, verstärkten Offensive, deren Ziel die Zerschlagung der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas sei. Die Kämpfe seien "intensiv" und "wir machen Fortschritte", sagte Netanjahu. "Wir geben nicht nach. Aber um Erfolg zu haben, müssen wir so handeln, dass man uns nicht aufhalten kann."

Die israelische Armee erklärte, sie sei in dem gesamten Küstenstreifen im Einsatz. Der von der Hamas kontrollierte Zivilschutz erklärte, dass bei israelischen Luftangriffen am Montag mindestens 52 Menschen getötet worden seien.

Der Gaza-Krieg war durch den Großangriff der Hamas und mit ihr verbündeter Kämpfer auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden, bei dem nach israelischen Angaben rund 1200 Menschen getötet und 251 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden waren.

Als Reaktion auf den Hamas-Überfall geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, bislang mehr als 53.400 Menschen getötet.

D.Kelly--TNT

Empfohlen

Hamas-Zivilschutz: 76 Menschen bei israelischen Angriffen im Gazastreifen getötet

Die Zivilschutzbehörde im Gazastreifen hat der israelischen Armee die Tötung von 76 Menschen bei Angriffen am Donnerstag vorgeworfen. Viele seien getötet worden, als sie an Verteilzentren auf die Ausgabe von Hilfsgütern warteten, sagte Behördensprecher Mahmud Bassal. Er verwies auf Schüsse am Netzarim-Korridor im Zentrum des Gazastreifens sowie an einem Hilfszentrum in der Nähe von Chan Junis im Süden des Gazastreifens.

Netanjahu: Israel wird Bedrohung durch iranische Raketensysteme beseitigen

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hat die Zerstörung iranischer Raketensysteme angekündigt. "Wir sind dabei, diese Bedrohung zu beseitigen", sagte Netanjahu am Donnerstag vor Journalisten in Beerscheba in Südisrael mit Blick auf das ballistische Raketensystem des Iran. Außerdem werde Israel die nukleare Bedrohung aus dem Iran beseitigen.

Laschet dämpft Erwartungen an Iran-Treffen von Außenministern in Genf

Der CDU-Außenpolitiker Armin Laschet hat die Erwartungen an das Treffen dreier europäischer Außenminister mit dem iranischen Chefdiplomaten am Freitag in Genf gedämpft. "Entscheidend sind aus meiner Sicht die Amerikaner. Weniger die europäischen Außenminister", sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag am Donnerstag dem Sender Welt TV. "Es liegt jetzt viel in Washington."

Telegram-Gründer Durow darf trotz Ermittlungen in Frankreich wieder nach Dubai

Pawel Durow, der in Frankreich im Visier der Justiz stehende Gründer des Onlinedienstes Telegram, darf unter Auflagen für jeweils zwei Wochen an seinen Firmensitz nach Dubai. Er müsse die Reisen zuvor genehmigen lassen, hieß es am Donnerstag in Justizkreisen in Paris. Der aus Russland stammende Milliardär, der auch die französische und emiratische Staatsangehörigkeit hat, steht im Verdacht, kriminelle und extremistische Inhalte auf Telegram nicht eingeschränkt zu haben.

Textgröße ändern: