The National Times - Rücktrittsforderungen nach Eklat im Weißen Haus: Selenskyj zeigt sich unbeirrt

Rücktrittsforderungen nach Eklat im Weißen Haus: Selenskyj zeigt sich unbeirrt


Rücktrittsforderungen nach Eklat im Weißen Haus: Selenskyj zeigt sich unbeirrt
Rücktrittsforderungen nach Eklat im Weißen Haus: Selenskyj zeigt sich unbeirrt / Foto: © POOL/AFP

Rücktrittsforderungen aus Washington und Schuldzuweisungen des Kreml: Der Druck auf den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ist nach dem Eklat im Weißen Haus nochmals gewachsen. Mehrere US-Republikaner bezeichneten Selenskyj als mögliches Hindernis für eine Friedensvereinbarung mit Moskau und lagen damit auf einer Linie mit dem Kreml, der dem ukrainischen Präsidenten am Montag einen Friedenswillen absprach. Selenskyj selbst zeigte sich unbeirrt. US-Präsident Donald Trump will laut "New York Times" am Montag über einen möglichen Stopp der US-Militärhilfe für Kiew beraten.

Textgröße ändern:

"Angesichts dessen, was passiert, und angesichts der Unterstützung wird es nicht so einfach sein, mich zu ersetzen", sagte Selenskyj am Sonntagabend nach einem Gipfeltreffen mit europäischen Verbündeten in London. "Es reicht nicht aus, einfach eine Wahl abzuhalten. Man müsste mich auch daran hindern, zu kandidieren, was etwas schwieriger wäre", fügte der ukrainische Staatschef hinzu.

Er bekräftigte, dass er zum Rücktritt bereit sei, wenn die Ukraine im Gegenzug Mitglied der Nato werde. Dann hätte er seine "Mission erfüllt". Die europäischen Verbündeten stärkten Selenskyj bei dem Krisen-Gipfel in London am Sonntag den Rücken. Hochrangige US-Republikaner legten dem ukrainischen Staatschef nach dem Schlagabtausch mit Trump im Weißen Haus hingegen einen Rücktritt nahe.

"Wir brauchen einen Anführer, der mit uns und schließlich mit den Russen verhandeln und diesen Krieg beenden kann", sagte Trumps Sicherheitsberaters Mike Waltz dem Sender CNN. "Und wenn sich herausstellt, dass Präsident Selenskyjs persönliche oder politische Motive der Beendigung der Kämpfe entgegenstehen, dann denke ich, haben wir ein echtes Problem."

Der republikanische Mehrheitsführer im Repräsentantenhaus, Mike Johnson, sagte dem Sender NBC: "Entweder kommt er zur Besinnung und kehrt dankbar an den Verhandlungstisch zurück oder jemand anderes muss das Land führen und das tun." US-Geheimdienstdirektorin Tulsi Gabbard sagte dem Sender Fox News, Selenskyj habe "einen riesigen Riss in der Beziehung verursacht".

Das Gespräch im Oval Office sei "ein Hinterhalt" gewesen, sagte hingegen der demokratische US-Senator Chris Murphy. "Das Weiße Haus ist zu einem Arm des Kreml geworden", fügte er hinzu.

Russland spielt der vor TV-Kameras ausgetragene Streit zwischen Trump und Selenskyj offensichtlich in die Karten. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow wies dem ukrainischen Präsidenten die Schuld zu für den "beispiellosen" Vorfall. "Selenskyj hat einen völligen Mangel an diplomatischen Fähigkeiten gezeigt", sagte Peskow am Montag in Moskau. Der Vorfall verdeutliche, "wie schwierig es sein wird, den Weg zu einer Lösung in der Ukraine zu finden".

Der Kreml-Sprecher warf dem ukrainischen Präsidenten vor, keinen Frieden zu wollen. "Jemand muss Selenskyj zwingen, seine Meinung zu ändern", sagte Peskow. "Wenn die Europäer das tun, dann Hut ab vor ihnen."

Trump und Selenskyj waren am Freitag vor der Weltöffentlichkeit im Oval Office heftig aneinander geraten. Der US-Präsident und sein Vize JD Vance warfen dem ukrainischen Staatschef fehlende Dankbarkeit für die US-Militärhilfe und Respektlosigkeit vor. Trump drohte zugleich mit dem Ende der US-Unterstützung, sollte Selenskyj nicht einem "Deal" mit Russland zustimmen. Selenskyj verließ das Weiße Haus im Streit.

Ob die USA die Ukraine weiter unterstützen, ist nach dem Eklat im Weißen Haus ungewiss. Einem Bericht der "New York Times" zufolge hat Trump für Montag Beratungen über die Ukraine anberaumt, an denen unter anderen Außenminister Marco Rubio und Verteidigungsminister Pete Hegseth teilnehmen sollen.

Bei dem Treffen sollen verschiedene Optionen geprüft und möglicherweise Maßnahmen beschlossen werden, berichtete die Zeitung unter Berufung auf einen US-Regierungsvertreter. Zur Diskussion stehe die Aussetzung oder gar Streichung der US-Militärhilfe für die Ukraine.

T.F.Russell--TNT

Empfohlen

Gedenken an Massaker von Srebrenica vor 30 Jahren

In Srebrenica findet am Freitag eine Gedenkfeier zur Erinnerung an das Massaker in der bosnischen Stadt vor 30 Jahren statt. Während der Zeremonie sollen die sterblichen Überreste weiterer Opfer in der Srebrenica-Gedenkstätte in Potocari beigesetzt werden. Erwartet werden tausende Menschen, darunter auch die Teilnehmer eines 100 Kilometer langen "Friedensmarsches", die am Dienstag im ostbosnischen Dorf Nezuk aufgebrochen waren. Nach Nezuk hatten sich 1995 vor dem Massaker fliehende Überlebende gerettet.

Trotz massiver Kritik: Dobrindt hält an direkten Verhandlungen mit Taliban fest

Im Streit über direkte Gespräche mit den radikalislamischen Taliban hat Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) seine Pläne bekräftigt, in direkten Verhandlungen eine Vereinbarung zur Rückführung von afghanischen Straftätern in ihre Heimat zu erreichen. "Unser Interesse ist, dass schwere Straftäter aus diesem Land heraus nach Afghanistan zurückgeführt werden", sagte Dobrindt dem Sender Welt TV (Freitag). Um dies zu erreichen sei er bereit, "mit denjenigen, die Verantwortung tragen in Afghanistan die entsprechende Vereinbarung zu finden, um genau diese Rückführungen zu ermöglichen".

Ein Jahr nach Trump-Attentat: Präsident sieht "Fehler" bei Sicherheitsdiensten

Fast ein Jahr nach dem gescheiterten Attentat auf Donald Trump hat der heutige US-Präsident den Sicherheitsdiensten "Fehler" attestiert. Trump sagte laut am Donnerstag veröffentlichten Auszügen aus einem Interview, der für seinen Schutz zuständige Secret Service habe einen "schlechten Tag" gehabt. Dennoch habe er "großes Vertrauen in diese Leute". Das Interview mit Trumps Schwiegertochter Lara Trump wird am Samstag im Sender Fox News ausgestrahlt.

Im Iran verschwundener Deutsch-Franzose festgenommen

Ein Mitte Juni im Iran verschwundener Fahrradtourist, der neben der französischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft haben soll, ist nach Angaben der iranischen Regierung in dem Land festgenommen worden. Der junge Mann sei "wegen der Begehung einer Straftat festgenommen worden", sagte der iranische Außenminister Abbas Araghtschi am Donnerstag der französischen Zeitung "Le Monde". Das französische Außenministerium hat nach eigenen Angaben bereits Kontakt zu seiner Familie aufgenommen. Frankreichs Premierminister François Bayrou rief dazu auf, "keine Unschuldigen zu verfolgen".

Textgröße ändern: