The National Times - Österreichs Nationalrat wählt erstmals FPÖ-Politiker zum Parlamentspräsidenten

Österreichs Nationalrat wählt erstmals FPÖ-Politiker zum Parlamentspräsidenten


Österreichs Nationalrat wählt erstmals FPÖ-Politiker zum Parlamentspräsidenten
Österreichs Nationalrat wählt erstmals FPÖ-Politiker zum Parlamentspräsidenten / Foto: © AFP

Der österreichische Nationalrat hat zum ersten Mal einen Politiker der rechtspopulistischen FPÖ zum Parlamentspräsidenten gewählt. Walter Rosenkranz erhielt bei der geheimen Abstimmung am Donnerstag 100 von 162 abgegebenen Stimmen. Kritik kam bereits im Vorfeld von der jüdischen Gemeinde.

Textgröße ändern:

Der 62-jährige Rosenkranz gewann die Wahl hauptsächlich dank der Stimmen seiner Partei und der konservativen ÖVP. ÖVP-Chef und Bundeskanzler Karl Nehammer begründete die Wahl damit, dass es Tradition sei, dass der Wahlgewinner das Amt erhalte. Andere Abgeordnete sagten jedoch, ihrem Gewissen folgen zu wollen.

Rosenkranz geriet in die Kritik für seine Mitgliedschaft in einer Burschenschaft, die 1878 den Arierparagraphen eingeführt hatte, der die Aufnahme von Juden verbietet. Kürzlich sagte Rosenkranz, der Paragraph sei seit langer Zeit abgeschafft. Es könne alles Mögliche aus dem Internet ausgegraben werden.

Im Vorfeld der Wahl hatte der Präsident der israelitischen Kultusgemeinde Wien, Oskar Deutsch, Rosenkranz als jemanden kritisiert, der "Nazi-Verbrecher (...) verharmlost und geradezu huldigt". Die Grünen sprachen von einem verheerenden Signal, das unvereinbar mit Europa sei. Die Partei verwies darauf, dass das zweithöchste Amt im Staat dem Nationalfonds für Opfer des Nationalsozialismus vorstehe und sprach von einem Affront für alle Überlebenden.

Die FPÖ war bei der Parlamentswahl Ende September mit 28,85 Prozent der Stimmen erstmals stärkste Kraft im Parlament geworden. Die ÖVP erzielte 26,3 Prozent, gefolgt von der sozialdemokratischen SPÖ mit 21,1 Prozent, den liberalen Neos mit 9,1 Prozent und den Grünen mit 8,2 Prozent.

Trotz des FPÖ-Wahlsiegs hatte Österreichs Bundespräsident Alexander van der Bellen ÖVP-Chef Nehammer zuletzt mit der Regierungsbildung beauftragt. Van der Bellen begründete dies mit dem "vollkommen unüblichen Fall", dass keine andere Partei mit der FPÖ und ihrem Spitzenkandidaten Herbert Kickl zusammenarbeiten wolle.

Üblicherweise erhält in Österreich der Vorsitzende der stärksten Partei den Auftrag zur Regierungsbildung. FPÖ-Chef Kickl habe jedoch keinen Koalitionspartner gefunden, "der ihn zum Bundeskanzler macht", sagte van der Bellen.

V.Allen--TNT

Empfohlen

Bürgerentscheid über Abwahl von SPD-Oberbürgermeister Schubert in Potsdam

Die Potsdamerinnen und Potsdamer entscheiden am Sonntag (08.00 Uhr) über das Schicksal ihres Oberbürgermeisters Mike Schubert (SPD). Per Bürgerentscheid wird in der Brandenburger Landeshauptstadt über die Abwahl des Stadtoberhaupts abgestimmt. Mindestens 35.800 Menschen müssen dafür stimmen, damit Schubert seinen Posten räumen muss. Das entspricht einem Quorum von 25 Prozent der Wahlberechtigten.

Maduro will Macht bei Parlamentswahl in Venezuela festigen - Boykott der Opposition

Zehn Monate nach seiner umstrittenen Wiederwahl will der venezolanische Präsident Nicolás Maduro seine Macht bei den für Sonntag geplanten Parlaments- und Regionalwahlen weiter ausbauen. Die Bewohner des südamerikanischen Landes sind inmitten der politischen Krise aufgerufen, die 24 Gouverneure der Bundesstaaten sowie die 285 Mitglieder der Nationalversammlung zu wählen, die seit 2020 weitgehend vom Regierungslager kontrolliert wird. Die Wahllokale öffnen um 06.00 Uhr Ortszeit (12.00 Uhr MESZ). Erste Ergebnisse werden in der Nacht erwartet.

Nach Aufhebung westlicher Sanktionen: Syrien verkündet Umbau seines Innenministeriums

Syrien hat nach der Aufhebung westlicher Sanktionen gegen das Land angekündigt, sein Innenministerium umzustrukturieren und den Fokus unter anderem auf die Bekämpfung des Menschen- und Drogenhandels zu legen. Die Reform umfasse die Schaffung "einer modernen zivilen Sicherheitsinstitution, die sich zu Transparenz bekennt und internationale Menschenrechtsstandards achtet", sagte Ministeriumssprecher Nureddin al-Baba am Samstag vor Journalisten.

Klingbeil will Sozialversicherungsbeiträge stabilisieren

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) hat Arbeitnehmern und Unternehmen stabile Beiträge bei den Sozialversicherungen in Aussicht gestellt und sich mit Blick auf die geplante Steuerreform gegen eine Entlastung von Top-Verdienern ausgesprochen. "Steigende Sozialversicherungsbeiträge sind ein Problem. Für die Arbeitnehmer, weil sie weniger Geld in der Tasche haben, für Unternehmen, weil sie höhere Lohnkosten haben", sagte Klingbeil der "Bild am Sonntag". "Deshalb müssen wir die Beiträge stabilisieren", betonte er.

Textgröße ändern: