The National Times - Ersatzkassen: Kosten für Menschen im Pflegeheim steigen drastisch

Ersatzkassen: Kosten für Menschen im Pflegeheim steigen drastisch


Ersatzkassen: Kosten für Menschen im Pflegeheim steigen drastisch
Ersatzkassen: Kosten für Menschen im Pflegeheim steigen drastisch / Foto: © AFP/Archiv

Mehr als 2500 Euro im Monat müssen Pflegebedürftige im Durchschnitt für ihre anfängliche Unterbringung und Versorgung in einem Heim aufbringen - rund 350 Euro mehr als vor einem Jahr. Das ergab eine am Dienstag veröffentlichte Auswertung des Verbands der Ersatzkassen (vdek). Auch für diejenigen, die länger im Heim sind, wird es deutlich teurer. Immer mehr Menschen könnten sich die stationäre Pflege nicht mehr leisten, warnt der vdek.

Textgröße ändern:

Der Verband wertete die Eigenanteile, die von den Pflegeheimbewohnenden getragen werden müssen, zum Stichtag 1. Juli aus. Sie setzen sich zusammen aus den Kosten für die Unterkunft und Verpflegung, den Investitionskosten und Ausgaben für die pflegerische Versorgung. Die berechneten Steigerungen gehen fast komplett auf den letztgenannten Posten zurück. Weil die Pflegekassen ihre Zuschüsse zu den Pflegekosten mit zunehmender Dauer des Heimaufenthalts erhöhen, sinken die Gesamtkosten für die Bewohnerinnen und Bewohner nach und nach.

Im ersten Jahr des Heimaufenthalts werden laut vdek mittlerweile im bundesweiten Durchschnitt 2548 Euro Eigenbeteiligung pro Monat fällig. Das entspreche einer Steigerung um 348 Euro im Vergleich zum Vorjahr. Im zweiten Jahr schultern die Pflegebedürftigen laut vdek im Bundesdurchschnitt aktuell 2299 Euro monatlich - 292 mehr als ein Jahr zuvor. Im dritten Jahr ergibt sich ein Wert von 2050 Euro (plus 236), danach sind es 1738 Euro (plus 165).

Die starke Steigerung der Kosten für die pflegerische Versorgung ist der vdek-Analyse zufolge vor allem durch höhere Löhne zu erklären. Seit September 2022 gilt für die Bezahlung des Pflegepersonals eine Tariftreueregelung. Seit 1. Juli 2023 greift zudem eine neue Personalbemessung in der Pflege.

"Wir unterstützen die Maßnahmen für eine faire Bezahlung des Pflegepersonals und die Sicherstellung einer angemessenen Personaldecke in Pflegeheimen", betonte Jörg Meyers-Middendorf vom vdek-Vorstand. "Es kann aber nicht sein, dass die stetig steigenden Kosten zum Großteil von den Pflegebedürftigen geschultert werden müssen. Wenn der Aufenthalt im Pflegeheim von immer mehr Menschen nicht mehr bezahlt werden kann, läuft etwas gründlich schief."

"Es braucht zeitnah eine Lösung zur nachhaltigen Entlastung der Pflegebedürftigen, die nicht allein auf dem Rücken der Beitragszahler lastet", erklärte Meyers-Middendorf. Er forderte, "die Bundesländer endlich zur Übernahme der Investitionskosten für die Pflegeeinrichtungen zu verpflichten".

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, griff den Bundesgesundheitsminister an. "Karl Lauterbach zeigt, dass ihm die finanzielle Not der Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen kalt lassen", sagte Brysch der Nachrichtenagentur AFP. Bei der Verabschiedung der jüngsten Pflegereform im Juni sei schon klar gewesen, "welche Kostenwelle auf die Pflegeheimbewohner zurollt. Doch der Tsunami wurde nicht gestoppt."

Brysch forderte "eine Erhöhung aller Leistungsbeträge um 350 Euro. Ebenso muss die Pflegeversicherung die Kosten für die reine Pflege komplett übernehmen."

Der Pflegeexperte der Linksfraktion, Ates Gürpinar, erklärte in Berlin ebenfalls, Minister Lauterbach dürfe "nicht länger zuschauen". Nötig sei "eine echte Reform der Pflegefinanzierung. Alle pflegebedingten Kosten müssen übernommen werden", verlangte auch Gürpinar.

I.Paterson--TNT

Empfohlen

AFP-Zählung: Mehr als 1000 Masernfälle in den USA seit Jahresbeginn

Die hochansteckende Masern-Krankheit breitet sich in den USA weiter aus. Seit Jahresbeginn wurden bereits mehr als 1000 Fälle registriert, wie eine Zählung der Nachrichtenagentur AFP auf Grundlage von Mitteilungen der Gesundheitsbehörden ergab. Drei Menschen starben, darunter zwei Kinder.

Rot leuchtender Spinnenfaden: Erstmals Genschere bei Spinnen eingesetzt

Forscher der Universität Bayreuth haben erstmals erfolgreich die Genschere bei Spinnen eingesetzt. Die Webspinnen produzierten nach der Gen-Editierung rot fluoreszierende Spinnenseide, wie die Universität am Donnerstag berichtete. Das Ergebnis sei vielversprechend für die Materialforschung. So könne die bereits sehr hohe Reißfestigkeit von Spinnenseide durch genetische Veränderungen noch weiter erhöht werden.

Rabattaktionen bei Bestellung von Medikamenten: BGH verhandelt über Apothekenstreit

Der Wettkampf zwischen Apotheken vor Ort und Versandapotheken hat am Mittwoch den Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe beschäftigt. Verhandelt wurde ein Rechtsstreit, der sich seit Jahren zieht: Es ging um Rabattaktionen von 2012 und 2013. Der bayerische Apothekerverband klagte gegen ein Pharmaunternehmen mit Sitz in den Niederlanden, das später von DocMorris übernommen wurde. (Az. I ZR 74/24)

Weight Watchers beantragt Insolvenz - Betrieb läuft weiter

Zunehmende Konkurrenz durch kostenlose Online-Kurse, Fitnessarmbänder und zuletzt auch noch Abnehmspritzen: Der US-Diätkonzern Weight Watchers ist pleite. Das Unternehmen beantragte ein sogenanntes Chapter-11- Insolvenzverfahren, wie es am Dienstag mitteilte. Damit kann Weight Watchers (WW) geschützt vor Gläubigern sein Geschäft neu ordnen.

Textgröße ändern: