The National Times - Brasilianische Staatsanwälte rechnen mit Entschädigung von VW für Zwangsarbeit

Brasilianische Staatsanwälte rechnen mit Entschädigung von VW für Zwangsarbeit


Brasilianische Staatsanwälte rechnen mit Entschädigung von VW für Zwangsarbeit
Brasilianische Staatsanwälte rechnen mit Entschädigung von VW für Zwangsarbeit / Foto: © AFP/Archiv

Die Staatsanwälte, die Zwangsarbeitsvorwürfe gegen Volkswagen während der Diktatur in Brasilien untersucht haben, rechnen mit einer Entschädigungszahlung des deutschen Konzerns. "Wir sind zuversichtlich, dass wir am Ende des Verfahrens eine angemessene Wiedergutmachung für die schweren Menschenrechtsverletzungen, die auf der Ranch stattgefunden haben, erhalten werden", sagte Staatsanwalt Rafael Garcia am Dienstag nach einer ersten Anhörung vor einem Arbeitsgericht in Brasilia.

Textgröße ändern:

Die Ermittler hätten den Konzernvertretern bei der Anhörung hinter verschlossenen Türen ein 90-seitiges Dossier mit Zeugenaussagen vorgelegt. Die Beweise "belegen, dass die Arbeiter in einer sklavenähnlichen Situation waren", sagte Garcia, der versicherte, dass der Konzern "direkt verantwortlich" für die Menschenrechtsverletzungen war. Volkswagen habe um eine Frist für eine Stellungsnahme gebeten und wolle sich nun im September schriftlich äußern.

Bei den Opfern handelte es sich um Menschen, die als Tagelöhner und Leiharbeiter für Abholzungsarbeiten auf einem Grundstück angeheuert worden waren, das später eine der größten Rinderfarmen im Amazonasgebiet werden sollte - betrieben im Auftrag eines Tochterunternehmens des Wolfsburger Konzerns. Die Vorwürfe gegen Volkswagen erstrecken sich auf den Zeitraum 1974 bis 1986. Zwischen 1964 und 1985 herrschte in Brasilien eine Militärdiktatur.

Laut den Zeugenaussagen waren bewaffnete Wachen damit beauftragt, Tausende von Arbeitern zu bewachen. "Ein Arbeiter versuchte zu fliehen, wurde aber gefangen genommen. Um ihn zu bestrafen, entführten sie seine Frau und vergewaltigten sie", heißt es in dem Untersuchungsbericht. "Einem anderen Arbeiter, der zu fliehen versuchte, wurde ins Bein geschossen. Ein weiterer wurde nackt gefesselt."

Die Arbeiter wurden demnach in "Schuldknechtschaft" gehalten, ihren gesamten Lohn mussten sie für den Kauf von Lebensmitteln zu überhöhten Preisen ausgeben. Einige starben ohne Zugang zu medizinischer Versorgung an Malaria. Laut dem Bericht wurden die Verbrechen von VW-Managern, darunter auch mindestens einem Deutschen, beaufsichtigt.

Der katholische Priester Ricardo Rezende hatte seit 1977 Beweise für die Gräueltaten gesammelt und sie vor drei Jahren schließlich der Staatsanwaltschaft übergeben. "Man kann das Leid eines Menschen, der gefoltert wird, nicht durch Reparationszahlungen beheben", sagte der 70-jährige Priester der Nachrichtenagentur AFP. "Aber es kann eine symbolische Wiedergutmachung geben. Und ich denke, das ist notwendig."

Bei dem Ermittlungsverfahren handelt es sich nicht um die ersten Vorwürfe gegen VW in Brasilien. Im Juli 2017 belegten Recherchen von NDR, SWR und "SZ", dass sich der Konzern zu Zeiten der Diktatur aktiv an der Verfolgung und Unterdrückung von Regimegegnern auf dem Werksgelände bei São Paulo beteiligt hatte. Im Jahr 2020 zahlte VW 36 Millionen Real (5,5 Millionen Euro) als Entschädigung an Familienangehörige von Mitarbeitern, die während der Militärdiktatur gefoltert und getötet worden waren.

F.Morgan--TNT

Empfohlen

Junge Union fordert Änderungen an Rentenplänen - SPD widerspricht

In der CDU gibt es Widerstand gegen das bereits vom Bundeskabinett beschlossene Rentenpaket. Der Vorsitzende der Jungen Union (JU), Johannes Winkel, kritisierte den Gesetzentwurf der Bundesregierung gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom Donnerstag als "nicht enkelfähig" und forderte grundlegende Korrekturen im parlamentarischen Verfahren. Die jüngere Generation werde durch die Rentenpläne übermäßig belastet. Die SPD lehnte Änderungen ab und forderte die Unionsführung auf, in den eigenen Reihen für Zustimmung zu den Rentenplänen zu sorgen.

Fehlendes Geld gefährdet Ausbau von Straße und Schiene - Länder fordern Abhilfe

Aufgrund fehlender Gelder droht ein Stopp wichtiger Neubauprojekte im Verkehrsbereich bei Schiene und Straße. "Unser Defizit für Bundesfernstraßen liegt für den Zeitraum 2026 bis 2029 bei rund 15 Milliarden Euro", erklärte das Bundesverkehrsministerium dazu am Donnerstag auf Anfrage in Berlin. Die Verkehrsministerinnen und -minister der Länder forderten den Bund auf ihrer Konferenz in München eindringlich zum Nachsteuern auf.

TÜV-Report: Jedes fünfte Nutzfahrzeug fällt durch - Schwere Lkw erstmals Schlusslicht

Ob defekte Beleuchtung, Ölverlust oder Mängel an der Achsaufhängung: Jedes fünfte Nutzfahrzeug fällt nach Angaben des TÜV-Verbands bei der Hauptuntersuchung (HU) durch. Schlusslicht in der Mängelstatistik sind dabei erstmals schwere Lkw, wie aus dem am Donnerstag vorgestellten "TÜV-Report Nutzfahrzeuge 2025" hervorgeht. Ein zentraler Faktor ist demnach "die enorme Beanspruchung".

Länder fordern vom Bund "auskömmliche Finanzierung" von Verkehrsinfrastruktur

Die Bundesländer fordern vom Bund eine "auskömmliche Finanzierung" für den Ausbau, Erhalt und die Sanierung der Verkehrsinfrastruktur des Bundes. Der Bund müsse sicherstellen, dass die Mittel des Sondervermögens der Verkehrsinfrastruktur zusätzlich zur Verfügung stehen und der Kernhaushalt des Bundesverkehrsministeriums dadurch nicht gekürzt wird, beschloss die Sonder-Verkehrsministerkonferenz in München am Donnerstag.

Textgröße ändern: