The National Times - "Arme werden ärmer": Paritätischer legt neuen Armutsbericht vor

"Arme werden ärmer": Paritätischer legt neuen Armutsbericht vor


"Arme werden ärmer": Paritätischer legt neuen Armutsbericht vor
"Arme werden ärmer": Paritätischer legt neuen Armutsbericht vor / Foto: © AFP/Archiv

Arme Menschen in Deutschland haben in den vergangenen Jahren weiter an Kaufkraft verloren. Schuld sei die Inflation, die sozial Schwache am härtesten treffe, schreibt der Paritätische Wohlfahrtsverband in seinem am Dienstag vorgelegten jährlichen Armutsbericht. Auch die Zahl der Armen sei weiter gestiegen - fast jeder sechste Mensch in Deutschland müsse als arm eingestuft werden. "Arme werden ärmer", resümierte der Verband.

Textgröße ändern:

Im vergangenen Jahr habe das mittlere Einkommen von Menschen unter der Armutsgrenze preisbereinigt nur noch bei 921 Euro gelegen, schrieb der Verband. Im Jahr 2020 seien es noch 981 Euro gewesen.

Der Paritätische stufte rund 13 Millionen Menschen in Deutschland im vergangenen Jahr als arm ein, das waren rund 15,5 Prozent der Bevölkerung. Damit sei die Armutsquote 2024 im Vergleich zu Vorjahr um 1,1 Prozentpunkte gestiegen. Besonders betroffen seien Alleinerziehende, junge Erwachsene und Rentnerinnen und Rentner - "wobei die Altersarmut stark weiblich geprägt ist". Rund 30 Prozent der Armen besäßen nicht die deutsche Staatsangehörigkeit.

Das Einkommen der Betroffenen reicht laut Paritätischem Wohlfahrtsverband generell nicht aus, "um in angemessener Weise an der Gesellschaft teilhaben zu können". Von den insgesamt rund 13 Millionen Armen lebten demnach 5,2 Millionen sogar "in erheblicher materieller Entbehrung". Das bedeute, sie könnten es sich etwa nicht leisten, ihre Wohnung zu heizen oder alte Kleidung zu ersetzen.

Zu diesem Kreis der besonders Armen zählt der Verband auch 1,1 Millionen Kinder und Jugendliche. Ferner seien 1,2 Millionen Vollzeiterwerbstätige in dieser Gruppierung. Nötig seien deshalb bessere Erwerbseinkommen.

Handlungsbedarf sieht der Paritätische auch in anderen Bereichen. Dazu gehörten die Bekämpfung der Wohn- und Familienarmut, die Stärkung der Rentenversicherung sowie der Ausbau staatlicher Grundsicherung.

"Die Kaufkraftverluste der vergangenen Jahre verschärfen die ohnehin schon schwierige finanzielle Lage von Millionen Betroffenen", erklärte Joachim Rock, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes. "Die neue Bundesregierung muss die Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung jetzt ganz oben auf die Agenda setzen."

Der Bericht zeigt im Vergleich der Bundesländer große regionale Unterschiede: Während in Bayern nur etwa jeder Achte von Armut betroffen ist (11,8 Prozent), ist es in Sachsen-Anhalt mehr als jeder Fünfte (22,3 Prozent) und in Bremen sogar jeder Vierte (25,9 Prozent).

Als positiv bewertet der Verband die weiter steigende Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Im Jahr 2020 habe sie bei 33,2 Millionen gelegen, im Dezember 2024 dann bei fast 35 Millionen. Positiv wirkten auch Mindestlohn und Wohngeldreform: Dadurch sei die Zahl der Erwerbsarbeitenden in Armut leicht zurückgegangen.

Die Armutsschwelle liegt aktuell laut Paritätischem bei Alleinlebenden bei 1381 Euro im Monat, für eine vierköpfige Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren bei 2900 Euro.

Der Sozialverband VdK sah die Befunde des Armutsberichts als Auftrag an die neue Bundesregierung, Abhilfe zu schaffen. "Gerade von Armut betroffene Menschen leiden am stärksten unter den Folgen der letzten Krisen", erklärte VdK-Präsidentin Verena Bentele.

Auf der anderen Seite sei die Zahl der Milliardäre in Deutschland, die in den vergangenen Jahren trotz der Krisen gute Gewinne erzielen konnten, weiter gestiegen, kritisierte sie. Hier müsse die neue Regierung endlich mit einer gerechteren Besteuerung von sehr großen Vermögen und hohen Erbschaften gegensteuern.

S.Ross--TNT

Empfohlen

Zugverspätungen nach Brand an Schaltkasten - Polizei ermittelt

Anderthalb Tage nach dem Brand eines Schaltkastens bei Lehrte nahe Hannover kommt es auf der Bahnstrecke nach Berlin am Sonntag weiter zu Verspätungen. Der Zugverkehr zwischen Niedersachsens Landeshauptstadt und Wolfsburg sei beeinträchtigt, teilte ein Bahnsprecher mit. Die Ursache für das Feuer ist noch unklar, die Landespolizei übernahm die Ermittlungen.

Brand an Sicherungskasten: Bahnverkehr zwischen Hannover und Berlin weiter gestört

Nach dem Brand eines Sicherungskastens in der Nähe von Hannover kommt es auf der Bahnstrecke nach Berlin weiter zu Verspätungen. Die Bahn sprach auf ihrer Seite von "Vandalismusschäden an der Strecke". Der Bahnverkehr sei voraussichtlich bis Montag beeinträchtigt. Züge von Hannover Richtung Berlin müssen demnach umgeleitet werden und verspäten sich um etwa 25 Minuten.

Globale Autoindustrie schlittert tiefer in die Krise - Hersteller aus China legen zu

Geopolitische Umwälzungen, eine schwache Nachfrage nach Elektroautos - und Errungenschaften der Vergangenheit, die sich inzwischen als "Ballast" entpuppen: Die globale Autoindustrie steht nach Angaben des Beratungsunternehmen EY weiter vor massiven Herausforderungen. Im zweiten Quartal habe sich der Gewinnrückgang der größten Autokonzerne der Welt "sogar beschleunigt", teilte EY am Sonntag mit. Nur chinesische Hersteller entwickelten sich besser.

Australien investiert 6,8 Milliarden Euro in Werft für atomgetriebene U-Boote

Australien hat Milliarden-Investitionen in Werftanlagen für atomgetriebene U-Boote angekündigt. In den kommenden zehn Jahren stelle die Regierung umgerechnet 6,8 Milliarden Euro bereit, um die Henderson-Werft in der Nähe von Perth auszubauen, teilte Verteidigungsminister Richard Marles am Samstag mit. Vorgesehen ist demnach der Bau von Trockendocks, in denen Atom-U-Boote gewartet werden können, sowie Einrichtungen zum Bau von Schiffen.

Textgröße ändern: