The National Times - Verhandlungen in Baku rund um die Uhr - Baerbock: Geht um Finanzen und CO2-Minderung

Verhandlungen in Baku rund um die Uhr - Baerbock: Geht um Finanzen und CO2-Minderung


Verhandlungen in Baku rund um die Uhr - Baerbock: Geht um Finanzen und CO2-Minderung

Auf der UN-Klimakonferenz in Baku haben die Delegationen auch während der gesamten Nacht zum Freitag in Verhandlungen versucht, die weit auseinanderliegenden Positionen einander anzunähern. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) betonte im ARD-"Morgenmagazin" die Rolle der aserbaidschanischen COP-Präsidentschaft für die Kompromissfindung. Dabei gehe es nicht nur um Finanzfragen, sondern auch um die Senkung der Treibhausgasemissionen.

Textgröße ändern:

Die Präsidentschaft kündigte für den Mittag neue Beschlussentwürfe an, nachdem die von ihr am Vortag vorgelegten Papiere weitgehend einhellig auf Kritik gestoßen waren. In Verhandlungskreisen wurden allerdings Zweifel geäußert, ob es bei diesem Zeitplan bleibt. "Die Verhandlungen stecken in einer extrem schwierigen Phase", sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) am Morgen dem Bayerischen Rundfunk.

"Wir sind bereit, mehr zur internationalen Klimafinanzierung beizutragen, aber dann müssen das auch andere große Emittenten wie die Golfstaaten und China ebenfalls tun", beschrieb Baerbock den aktuellen Haupt-Knackpunkt in den Verhandlungen. "Wir werden alles tun, damit wir den Ländern, die unter der Klimakrise bereits leiden, den ärmsten Ländern, auch finanziell stärker unter die Arme greifen."

In den Verhandlungen geht es um einen neuen globalen Rahmen für die Finanzierung von Klimaschutz und Anpassung an Klimafolgen im Zeitraum von 2025 bis 2035. Die Entwicklungsländer fordern für die Zeit von 2025 bis 2035 jährliche Zahlungen von 1,3 Billionen Dollar, mindestens aber bis 2030 Zahlungen der Industriestaaten von 500 Milliarden Euro.

Die Industriestaaten haben in Baku bislang kein beziffertes Angebot vorgelegt. Sie wollen zunächst Klarheit über eine Verbreiterung der Geberbasis - insbesondere um China und reiche Golfstaaten, aber auch durch eine stärkere Einbeziehung der Privatwirtschaft. Lemke räumte ein, unter anderem bei der Finanzierung von Klimafolgeschäden lägen "die Vorstellungen zwischen den Ländern des globalen Südens und den Industriestaaten sehr, sehr weit auseinander".

"Wir brauchen ein glaubwürdiges Angebot", mahnte Corinne Kowalski vom WWF Deutschland die Industriestaaten. Sie hoffe, dass es im Tagesverlauf ein solches Angebot geben werde. Es gehe jetzt darum "Brücken zu bauen", rief sie zur Kompromissbereitschaft auf.

Ebenfalls weiterhin umstritten sind Aussagen zur Senkung der Treibhausgasemissionen. Baerbock setzt hier auf ein breites Bündnis von Industriestaaten und Entwicklungsländern, dem es bereits bei der Vorgängerkonferenz 2023 in Dubai gelungen sei, deutliche Fortschritte zu erzielen. Es gelte, den damals erreichten "Klimakonsens über die Kontinente hinweg" weiter auszubauen gegen diejenigen, "die das stören wollen, weil sie doch ihre alten fossilen Interessen noch haben oder auch machtpolitische Interessen", sagte sie der ARD.

Baerbock verwies auf intensive Gespräche mit der chinesischen Delegation, aber auch mit afrikanischen und lateinamerikanischen Ländern sowie mit der COP-Präsidentschaft. So sei sie am Morgen mit dem aserbaidschanischen Außenminister Dscheihun Bajramow zusammengekommen, dessen Rolle für die Kompromissfindung sehr wichtig sei. "Ohne eine weitere CO2-Minderung werden wir die Klimakrise nicht in den Griff bekommen", mahnte Baerbock.

Die Ministerin wollte am Vormittag auch Vertreterinnen und Vertreter internationaler Nichtregierungsorganisationen treffen. Unabhängig vom Fortgang der Konferenz wolle Baerbock am Freitagabend nach Berlin zurückfliegen, hieß es aus deutschen Delegationskreisen. Die Verhandlungsleitung vor Ort werde dann wieder die Regierungsbeauftragte für internationale Klimapolitik, Jennifer Morgan, übernehmen. Baerbock werde sich aber auch von Berlin aus weiter in die Verhandlungen einbringen "und die deutsche Verhandlungslinie vorgeben", hieß es.

T.Allen--TNT

Empfohlen

EU-Umweltminister beraten über Recycling-Vorgaben für Autos

Die Umweltministerinnen und -minister der Europäischen Union beraten am Dienstag (ab 9.30 Uhr) in Luxemburg über neue Recycling-Vorgaben für Autos. Auf dem Tisch liegen Vorschläge der EU-Kommission, die Reparaturen erleichtern und die Wiederverwertung der Materialien vereinfachen sollen. Autos sollen demnach künftig so gebaut werden, dass einzelne Teile leichter ausgebaut und ersetzt werden können.

Organisationen fordern mehr Anstrengungen bei Klimaschutz zu Start von UN-Konferenz in Bonn

Anlässlich des Starts der UN-Klimazwischenverhandlungen in Bonn haben mehrere Nichtregierungsorganisationen mehr internationale Anstrengungen beim Klimaschutz gefordert. Es brauche in Bonn ein "dringendes Signal, dass der Multilateralismus funktioniert und dass beim Klimaschutz in allen Ländern und bei der Unterstützung für die einkommensschwache Länder auch in geopolitisch schwierigen Zeiten mehr Ehrgeiz möglich ist", erklärte Jan Kowalzig von Oxfam am Montag. Die Organisation Care warf den G7-Staaten und anderen Industrieländern leere Versprechungen bei der internationalen Klimafinanzierung vor.

Ozean-Konferenz in Nizza: Weltmeere sollen "nicht zum Wilden Westen werden"

Mit einem dringenden Appell von UN-Generalsekretär António Guterres, die Weltmeere nicht zum "Wilden Westen" verkommen zu lassen, hat die internationale Ozeankonferenz in Nizza begonnen. Sie wird überschattet von der Entscheidung von US-Präsidenten Donald Trump, Tiefsee-Bergbau in internationalen Gewässern voranzutreiben. Gut 30 Staaten forderten zum Auftakt der Konferenz am Montag, "zumindest eine vorsorgliche Pause" bei dieser Art der Meeresausbeutung durchzusetzen.

Ozean-Konferenz in Nizza: Macron fordert Moratorium für Tiefsee-Bergbau

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat zum Auftakt der UN-Ozeankonferenz die baldige Ratifizierung des Hochseeabkommens ins Aussicht gestellt und ein Moratorium für Tiefsee-Bergbau gefordert. "Das Abkommen wird umgesetzt werden, das ist geschafft", sagte Macron am Montag in Nizza. Etwa 15 weitere Länder hätten sich verpflichtet, das Abkommen bis Ende des Jahres zu ratifizieren. Damit werde die Schwelle von 60 Ländern erreicht, so dass die Vereinbarung in Kraft treten könne.

Textgröße ändern: