The National Times - Erneute Mehrheit mit Extremrechts: EU-Parlament für Aufschub von Abholzungsgesetz

Erneute Mehrheit mit Extremrechts: EU-Parlament für Aufschub von Abholzungsgesetz


Erneute Mehrheit mit Extremrechts: EU-Parlament für Aufschub von Abholzungsgesetz
Erneute Mehrheit mit Extremrechts: EU-Parlament für Aufschub von Abholzungsgesetz / Foto: © AFP/Archiv

Nach dem Lieferkettengesetz wird voraussichtlich auch das EU-Gesetz gegen Abholzung verschoben und abgeschwächt - die dafür nötige Mehrheit im EU-Parlament kam in beiden Fällen mit rechter und extremrechter Beteiligung zustande. Eine Mehrheit von 402 zu 250 Abgeordneten in Straßburg votierte am Mittwoch für einen entsprechenden Vorschlag zur Entwaldungsrichtlinie der Europäischen Volkspartei (EVP) um CDU und CSU. Sozialdemokraten, Grüne und Linke stimmten dagegen.

Textgröße ändern:

Das EU-Gesetz für entwaldungsfreie Lieferketten verbietet den Verkauf von Produkten, deren Anbaugebiete nach 2020 abgeholzt wurden. Neben Kaffee, Kakao und Palmöl gilt dies auch für Soja, Kautschuk und Rindfleisch. Unternehmen sollen die Einhaltung mit Hilfe von satellitengestützten Ortsdaten in den Anbauländern sicherstellen und an Brüssel berichten.

Das Gesetz wurde 2023 verabschiedet, die Vorschriften greifen aber noch nicht. Wegen viel Kritik war das Inkrafttreten bereits verschoben worden. Etwa befürchten Waldbesitzer und Unternehmen der Lebensmittelindustrie einen zu hohen Verwaltungsaufwand. International hagelte es Beschwerden von Handelspartnern der EU, darunter Brasilien und Indonesien, weil die Anforderungen aus Brüssel am Ende bei den Bauern vor Ort liegen.

Stichtag für das Inkrafttreten ist aktuell der 30. Dezember dieses Jahres. Eine Mehrheit der EU-Staaten hatte sich in der vergangenen Woche ebenfalls für eine erneute Verschiebung um ein weiteres Jahr ausgesprochen. Darüber muss noch mit dem EU-Parlament verhandelt werden - dieses liegt mit seiner Positionierung nun weitgehend auf Linie mit dem Rat der Mitgliedstaaten.

Wie bereits vor zwei Wochen bei einer Abstimmung über das EU-Lieferkettengesetz hatten sich die Fraktionen von Konservativen (EVP), Sozialdemokraten, Grünen und Liberalen zuvor allerdings nicht auf einen gemeinsamen Text einigen können. Für den vorliegenden Entwurf stimmten nun neben der EVP die Fraktionen EKR, PfE und ESN sowie Teile der liberalen Renew-Fraktion.

Die EKR wird neben der Partei der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni vor allem von der polnischen PiS dominiert, die PfE vom französischen Rassemblement National und der Fidesz von Ungarns Regierungschef Viktor Orban. Der ESN gehören die AfD-Europaabgeordneten an.

Die EVP "hat unsere ausgestreckte Hand für einen Kompromiss der pro-europäischen Kräfte ausgeschlagen", kritisierte die SPD-Abgeordnete Delara Burkhardt. "Die Konservativen verbünden sich wieder mit der extremen Rechten", erklärte die Grünen-Abgeordnete Anna Cavazzini. "Das ist kein Ausrutscher, das ist eine Strategie."

Wie auch die Mitgliedstaaten sprach sich das EU-Parlament neben der Verschiebung auch für eine grundsätzlich Überarbeitung der Entwaldungsrichtlinie im kommenden Jahr aus. Dadurch soll das Gesetz weiter "vereinfacht" werden. Umweltschützer befürchten ein weitgehende Entkernung der Vorgaben.

Die Bundesregierung gehört auf EU-Ebene zu den Gegnern der Richtlinie. Auch deutsche Wirtschaftsverbände laufen seit Monaten gegen das Gesetz Sturm. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) begrüßte nun die Entscheidung des EU-Parlaments. "Nachgelagerte Marktteilnehmer werden vor unnötiger Bürokratie bewahrt", erklärte ZDH-Chef Holger Schwannecke. Auch die geplante weitere Vereinfachung sei "notwendig und sinnvoll". "Ein Ende der Zitterpartie um eine praxisgerechte Umsetzung der Verordnung ist überfällig", erklärte der Hauptgeschäftsführer des Vereins deutscher Maschinenbau-Anstalten (VDMA), Thilo Brodtmann.

T.F.Russell--TNT

Empfohlen

Verbraucherschützer: Schnäppchen zum Black Friday sind oft "Mogelpackung"

Zum Black Friday hält nach Angaben von Verbraucherschützern längst nicht jedes Schnäppchen, was es verspricht: "Viele Rabatte entpuppen sich als Mogelpackung", teilte die Verbraucherzentrale Bayern am Dienstag mit. Zudem verursache so manche Bestellung "hohe Rücksendekosten oder unnötige Umweltbelastungen".

Verpasste Chance: Beschluss der Weltklimakonferenz ohne Fahrplan gegen Fossile

Verpasste Chance: Bei der Weltklimakonferenz in Belém ist beim zentralen Thema Abkehr von den fossilen Energien nur ein Minimalkonsens gelungen. Der am Samstag vom Konferenzplenum abgesegnete übergreifende Beschluss enthält keinen Fahrplan dazu, die brasilianische COP30-Präsidentschaft kündigte aber eine solche "Roadmap" auf freiwilliger Basis an. Die EU hatte bis zuletzt für den Fahrplan gekämpft, aber von Entwicklungs- und Schwellenländern nicht die nötige Unterstützung bekommen.

Brasilien initiiert Fahrplan für Ausstieg aus Fossilen auf freiwilliger Basis

Kein allgemeingültiger Fahrplan zur Abkehr von fossilen Energien, aber eine Initiative für ambitioniertere Staaten: Zum Abschluss der UN-Klimakonferenz im brasilianischen Belém haben die rund 190 Länder einen übergreifenden Beschlusstext verabschiedet, der anders als von der EU gefordert keinen Fahrplan für den globalen Ausstieg aus fossilen Energien enthält. Direkt danach kündigte der brasilianische COP30-Präsident André Corrêa do Lago jedoch eine solche "Roadmap" auf freiwilliger Basis an.

Minimalkompromiss bei UN-Klimakonferenz - Kein Fahrplan zu Abkehr von fossilen Energien

Nach mehr als zweiwöchigen Verhandlungen hat die Weltklimakonferenz in Belém einen Minimalkompromiss zur Bekämpfung der Erderwärmung ausgehandelt. Die EU konnte sich mit ihrer Forderung nach einem Fahrplan zur Abkehr von fossilen Energieträgern nicht durchsetzen, signalisierte aber am Samstag ihre Zustimmung für den neuen übergreifenden Beschlussentwurf. Dieser sieht auch vor, dass die Mittel für Entwicklungsländer für die Klimaanpassung auf dann voraussichtlich 120 Milliarden Dollar pro Jahr verdreifacht werden.

Textgröße ändern: