The National Times - Studie: Akzeptanz für internationale CO2-Abgabe für Klimaschutz größer als vermutet

Studie: Akzeptanz für internationale CO2-Abgabe für Klimaschutz größer als vermutet


Studie: Akzeptanz für internationale CO2-Abgabe für Klimaschutz größer als vermutet
Studie: Akzeptanz für internationale CO2-Abgabe für Klimaschutz größer als vermutet / Foto: © AFP/Archiv

Eine internationale CO2-Abgabe zur Bekämpfung des Klimawandels scheint auf der politischen Agenda nach hinten gerückt zu sein, laut einer Studie gibt es weltweit aber breiten Rückhalt dafür. Es gebe starke und ernsthafte Unterstützung für internationale CO2-Bepreisung, die Pro-Kopf-Rückverteilung der Einnahmen und damit Umverteilung hin zu ärmeren Ländern, erläuterte das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) am Donnerstag das Ergebnis einer von ihm mitverfassten Studie im Fachblatt "Nature Human Behaviour".

Textgröße ändern:

Die Untersuchung stützt sich auf eigens zu diesem Zweck durchgeführte Befragungen in aller Welt. "In dieser Studie geht es nicht um aktuelle Stimmungen, sondern um tief sitzende Grundeinstellungen", erklärte Co-Autor Linus Mattauch, der die PIK-Forschungsgruppe Gesellschaftlicher Wandel und Wohlergehen leitet. "Das Ergebnis hat uns positiv überrascht." Es mache der Politik deutlich, dass sie "wenn sie globalen Klimaschutz vorantreibt, nicht zu viel Angst vor den Bürgerinnen und Bürgern haben" sollte.

"Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, warum die Staatengemeinschaft nicht schneller vorankommt", erklärte der Leitautor der Studie, Adrien Fabre vom französischen Forschungszentrum CIRED, mit Blick auf den internationalen Kampf gegen die Erderwärmung. Möglicherweise könne die Studie einen Beitrag dazu liefern, "die Grenzen von dem, was als realistisch angesehen wird", zu verschieben.

Die Studie stützt sich laut PIK auf zwei 2021 und 2023 vorgenommene Repräsentativumfragen: zunächst unter rund 41.000 Menschen in 20 Ländern mit fast drei Vierteln aller CO₂-Emissionen und dann unter 8.000 Bürgern in den USA und der EU. Abgefragt wurde die Zustimmung für die Maßnahme, auf den klimaschädlichen Ausstoß von Kohlendioxid international eine Abgabe zu erheben.

Dies könnte dazu beitragen, das Pariser Klimaabkommen einzuhalten. Die internationale Vereinbarung sieht eine Begrenzung der Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst aber 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter vor.

Laut PIK zeigt die 20-Länder-Umfrage überall zwischen 70 Prozent (USA) und 94 Prozent (Japan) Zuspruch für eine Klimapolitik auf globaler Ebene. Eine ähnlich hohe grundsätzliche Zustimmung gebe es hinsichtlich einer ambitionierten globalen CO2-Bepreisung: Dabei würde das mit dem Zwei-Grad-Limit vereinbarte globale Restbudget an Treibhausgasemissionen nach Bevölkerung aufgeteilt, die Staaten erhielten Ausstoßrechte und könnten damit handeln.

Noch handfester ist laut PIK ein Ergebnis aus der USA-EU-Umfrage: Hier wurde für die Bepreisung ein konkreter Zeitpfad vorgegeben, mit 90 Dollar (78,1 Euro) pro Tonne CO2 im Jahr 2030, und auch die Pro-Kopf-Rückverteilung beziffert: 30 Dollar pro Monat für jeden Erwachsenen weltweit. Das ergäbe einen deutlichen Finanzstrom in den globalen Süden – wo pro Kopf relativ wenig Treibhausgase ausgestoßen werden und zugleich 30 Dollar pro Kopf für mehr Kaufkraft sorgen als im reichen globalen Norden.

Obwohl sie wissen, dass ihr Land dabei draufzahlt, hätten in der EU drei Viertel und in den USA mehr als die Hälfte der Menschen Zustimmung für ein solches Vorhaben geäußert, legte das PIK dar.

Dass es sich wirklich um feste Überzeugungen handelt, testete das Forschungsteam demnach etwa mit dem Listenexperiment: Es versteckte den Vorschlag zwischen anderen Ideen, damit er nicht als sozial erwünscht wahrgenommen und nur deshalb ausgewählt wird. Zudem koppelte es die Antwort mit einer "Handlung", nämlich der Unterschrift unter eine fiktive Petition an die Regierung.

Die Fachleute nutzten auch die in der Marktforschung gängige Verbundanalyse: Sie brachen im Fragebogen das "Produkt" (also die globale CO2-Bepreisung mit Rückverteilung) auf Eigenschaften herunter und ließen es mit Alternativen vergleichen. Und auch Fragen nach einer Rangliste für diverse Maßnahmen sowie nach Pro- und Kontra-Argumenten für den eigentlichen Vorschlag dienten dazu, die Ernsthaftigkeit der Antworten zu überprüfen.

Die in der Studie als Bezugspunkt gewählte globale CO2-Bepreisung mit Rückverteilung gilt aktuell allerdings allenfalls als langfristiges Ziel: Konkret im Blick sind derzeit nur Klimaclubs aus mehreren Staaten oder Klimaabkommen zwischen einzelnen Industrie- und Entwicklungsländern, die sogenannten Just Energy Transition Partnerships (JETPs).

E.Cox--TNT

Empfohlen

Flutschäden in Europa durch Klimawandel um acht Prozent gestiegen

Bedingt durch die Erderwärmung sind die Schäden durch Überschwemmungen in Europa in den vergangenen rund 70 Jahren laut einer Untersuchung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) um rund acht Prozent gestiegen. Ein Forscherteam untersuchte 1729 Flutereignisse zwischen den Jahren 1950 und 2020, wie das PIK am Freitag in Potsdam mitteilte. Das Ergebnis wurde dann in Szenarien mit und ohne klimatische und sozioökonomische Veränderungen verglichen.

Nach Scheitern von UN-Plastikabkommen: Bundesregierung will weiter verhandeln

Nach dem Scheitern des UN-Plastikabkommens in Genf hat das Bundesumweltministerium weitere Verhandlungen dazu gefordert. "Augenscheinlich braucht es mehr Zeit, um zum Ziel zu gelangen. Daher lohnt es sich, weiter zu verhandeln", erklärte Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth am Freitag. Die Verhandlungen in Genf hätten "nicht das Abkommen gebracht, das wir brauchen, um Plastikverschmutzung weltweit einzudämmen". Flasbarth fügte hinzu: "Das ist enttäuschend."

Haseloff fordert Ausnahme von Klimavorgaben für Chemie- und Stahlindustrie

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) fordert, dass strategisch wichtige Produktionen wie die chemische Grundstoffindustrie oder die Stahlindustrie von strengen Klimavorgaben ausgenommen werden. Die Klimaziele sollten dazu um den "Faktor Resilienz" ergänzt werden, sagte er dem "Handelsblatt" vom Freitag. "Wollen wir den Stahl aus Russland holen, um Panzer zu bauen, und die Chemie aus China, die für viele Produkte bis hin zu Windrädern unerlässlich ist?", fragte Haseloff. "Ich rate dringend ab."

Waldbrände: Dritter Toter in Spanien - Griechische Feuerwehr dämmt Flammen ein

Die Waldbrände in zahlreichen Ländern Südeuropas lassen den Einsatzkräften keine Atempause: In Spanien, Portugal, Griechenland und auf dem Balkan wüten die Flammen weiter. Bei Löscharbeiten in Spanien starb am Donnerstag ein Mensch, es war der dritte Todesfall im Zusammenhang mit den Waldbränden in dem Land. In Griechenland dämmte die Feuerwehr die Flammen vor der drittgrößten Stadt Patras derweil ein.

Textgröße ändern: