The National Times - Krise in Frankreich: Macron trifft Parteichefs vor Ernennung des Premiers

Krise in Frankreich: Macron trifft Parteichefs vor Ernennung des Premiers


Krise in Frankreich: Macron trifft Parteichefs vor Ernennung des Premiers
Krise in Frankreich: Macron trifft Parteichefs vor Ernennung des Premiers / Foto: © AFP

In Frankreich tickt die Uhr für die von Präsident Emmanuel Macron selbst gesetzte Frist zur Ernennung eines neuen Regierungschefs. Es sei ein "Moment der gemeinsamen Verantwortung", erklärte der Elysée, während Macron am Freitag die Vertreter zahlreicher Parteien - unter Ausschluss der Rechts- und Linkspopulisten - an seinem Amtssitz empfing. Der Präsident sucht einen Premierminister, dem es nach mehreren gescheiterten Anläufen gelingt, den dringend nötigen Sparhaushalt durch das Parlament zu bekommen.

Textgröße ändern:

Die von Macron selbst gesetzte Frist für die Personalie sollte kurz nach 20.00 Uhr am Freitag ablaufen. Am Montag hatte der seither geschäftsführende Premierminister Sébastien Lecornu überraschend seinen Rücktritt erklärt, nachdem die von ihm vorgestellte Regierungsmannschaft weithin scharfe Kritik ausgelöst hatte. Bis zum Freitagmittag zeichnete sich kein Kandidat für das Amt ab, der es schaffen könnte, den Sparhaushalt, auf den Frankreich wegen seiner horrenden Staatsverschuldung dringend angewiesen ist, gegen alle Widerstände durchs Parlament zu bringen.

Spekulationen, dass Macron seinen engen Vertrauten Lecornu erneut zum Premierminister machen könnte, löste auch im Regierungslager heftige Kritik aus. Dies würde den Eindruck erwecken, "sich festzuklammern und alles kontrollieren zu wollen", sagte der Chef der Regierungspartei, Gabriel Attal. Der frühere politische Zögling Macrons war in den vergangenen Tagen bereits auf Distanz zu Macron gegangen. Die geschäftsführende Umweltministerin Agnès Pannier-Runacher warnte davor, dass eine erneute Ernennung Lecornus die falsche Botschaft an die Wähler sende. "Die Franzosen erwarten einen Neuanfang", betonte sie.

Lecornu selbst hatte am Mittwoch betont, dass er "dem Job nicht hinterherlaufe" und seine Mission als beendet ansehe. Er hatte sich aber auch optimistisch gezeigt, dass sich eine "absolute Mehrheit der Abgeordneten" auf einen Haushalt einigen könne. Auch der Name des 75 Jahre alten früheren Ministers Jean-Louis Borloo als möglicher neuer Premierminister fiel mehrfach. Er hat seit mehr als zehn Jahren kein politisches Amt mehr inne, gilt aber als gut vernetzt. Borloo erklärte allerdings, der Elysée habe ihn bislang nicht kontaktiert.

Es gab auch Vermutungen, dass Macron sich schließlich doch noch für einen Premierminister aus dem linken Lager entscheiden könnte, das bei der von ihm vorzeitig ausgerufenen Parlamentswahl im vergangenen Jahr stark abgeschnitten hatte. Als Kandidaten aus dem linken Lager galten der ehemalige Premierminister Bernard Cazeneuve und der Vorsitzende des Rechnungshofs, Pierre Moscovici.

Moscovici erinnerte am Freitag daran, dass der Haushaltsentwurf für 2026 am Montag im Kabinett vorgelegt werden müsse, um bis Jahresende verabschiedet werden zu können. Dabei müsse es derselbe Entwurf sein, der vor Lecornus Rücktritt bereits zur Prüfung an den Rechnungshof gegangen war. Dieser sehe ein Staatsdefizit von höchstens 4,7 Prozent vor, betonte Moscovici in einem Interview mit der Zeitung "Le Parisien". Lecornu hatte nach den jüngsten Beratungen mit Parteivertretern angedeutet, dass ein Defizitziel von fünf Prozent denkbar sei.

"Die Zinsen für die Schulden betragen inzwischen 70 Milliarden Euro, 2021 waren es noch 25 Milliarden", sagte Moscovici. Mit Blick auf die Staatsfinanzen warnte er vor einem "Schneeballeffekt, der eine Lawine auslösen könnte".

Seit der vorgezogenen Parlamentswahl im Sommer 2024 hat Frankreich keine stabile Regierung mehr: Der neue Premierminister wird seit dem der vierte sein. Diese Wahl hatte zu einer Spaltung der Nationalversammlung in drei Blöcke geführt - das linke Lager, das Regierungslager in der Mitte und das rechtspopulistische Lager - von denen keines mehrheitsfähig ist.

Sollte es am Ende doch noch zu Neuwahlen kommen, hat die rechtspopulistische Partei Rassemblement National (RN) mit Parteichef Jordan Bardella gute Chancen, ihr Ergebnis zu verbessern. In einer Umfrage des Instituts OpinionWay von Mittwoch liegt sie bei 33 oder 34 Prozent. Fraktionschefin Marine Le Pen würde in diesem Fall allerdings ihr Mandat verlieren, weil sie wegen ihrer Verurteilung wegen der Veruntreuung von EU-Geldern derzeit nicht bei Wahlen antreten darf.

F.Lim--TNT

Empfohlen

First Lady Melania Trump hat "Gesprächskanal" zu Putin über verschleppte Kinder

Die First Lady der USA, Melania Trump, hat nach eigenen Angaben über einen "Gesprächskanal" zum russischen Präsidenten Wladimir Putin mehrere im Krieg in der Ukraine verschleppte Kinder mit ihren Familien wieder vereint. Durch den "Gesprächskanal" zu Putin "wurden acht Kindern in den vergangenen 24 Stunden mit ihren Eltern zusammengebracht", sagte Melania Trump am Freitag im Weißen Haus.

Waffenruhe im Gazastreifen in Kraft getreten - Frist für Geiselfreilassung läuft

Zwei Jahre nach Beginn des Krieges schweigen im Gazastreifen seit Freitagmittag die Waffen: Die Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas trat nach Angaben der israelischen Armee um 12.00 Uhr (Ortszeit, 11.00 Uhr MESZ) in Kraft, zeitgleich vollzogen die Soldaten den vereinbarten Teilrückzug aus dem Palästinensergebiet. Damit begann eine 72-stündige Frist zur Freilassung der von der Hamas festgehaltenen Geiseln. Die Bundesregierung kündigte an, gemeinsam mit Ägypten eine internationale Wiederaufbaukonferenz für den Gazastreifen auszurichten.

UN-Berichterstatter: Angriff Israels 2023 auf Journalisten im Libanon war Kriegsverbrechen

Der tödliche Angriff der israelischen Armee auf eine Gruppe von Journalisten im Südlibanon im Oktober 2023 war nach Auffassung eines UN-Sonderberichterstatters ein Kriegsverbrechen. Es sei ein "geplanter, gezielter und doppelter" Angriff der israelischen Armee und damit "ein klarer Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht, ein Kriegsverbrechen" gewesen, sagte der UN-Sonderberichterstatter zu extralegalen, summarischen und willkürlichen Hinrichtungen, Morris Tidball-Binz, am Freitag bei einer Pressekonferenz in Beirut.

Von der Leyen will mit ungarischem Kommissar über Spionage-Vorwürfe reden

Nach Berichten über ein ungarisches Spionagenetzwerk in Brüssel will EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen das Thema beim ungarischen Kommissar Oliver Varhelyi zur Sprache bringen. "Es ist offensichtlich die Absicht von Präsidentin von der Leyen, dies direkt mit Kommissar Varhelyi anzusprechen und zu diskutieren", sagte Kommissionssprecherin Paula Pinho am Freitag in Brüssel. Dies werde "bei der nächstmöglichen Gelegenheit" geschehen, fügte sie hinzu.

Textgröße ändern: