The National Times - Frankreichs Premier Bayrou reicht Rücktritt ein

Frankreichs Premier Bayrou reicht Rücktritt ein


Frankreichs Premier Bayrou reicht Rücktritt ein
Frankreichs Premier Bayrou reicht Rücktritt ein / Foto: © AFP/Archiv

Einen Tag nach der verlorenen Vertrauensabstimmung im Parlament ist Frankreichs Premierminister François Bayrou am Dienstag mit Präsident Emmanuel Macron zusammengetroffen, um seinen Rücktritt einzureichen. Bayrou verließ den Elysée nach etwa anderthalb Stunden. Macron hatte zuvor erklärt, dass er "in ganz wenigen Tagen" einen Nachfolger bestimmen wolle. Im Gespräch als neuer Regierungschef ist unter anderem der 39-jährige Verteidigungsminister Sébastien Lecornu.

Textgröße ändern:

Eine offizielle Bestätigung für den Rücktritt Bayrous gab es nach seinem Treffen mit Macron zunächst nicht. Der Präsident hatte aber am Vorabend mitgeteilt, dass er den Rücktritt annehmen wolle. Es ist das erste Mal, dass eine französische Regierung nach einer Vertrauensfrage stürzt, die der Premierminister selbst gestellt hat. Hintergrund war ein Streit über von Bayrou geplante Sparmaßnahmen in Höhe von 44 Milliarden Euro.

Die Regierung bleibt zunächst geschäftsführend im Amt. Innenminister Bruno Retailleau rief den Präsidenten zur Eile bei der Ernennung des neuen Premierministers auf. Mit Blick auf für Mittwoch angekündigte landesweite Proteste gegen die Regierung warnte er vor "der Gefahr von Ausschreitungen".

In Online-Netzwerken hatte sich in den vergangenen Wochen eine neue Protestbewegung formiert, die am Mittwoch ihrem Ärger über die Regierung und ihre Sparpläne Luft machen will - etwa durch Blockaden von Bahnhöfen und Konsumverzicht. Beobachter befürchten Ausschreitungen. Auch einige Gewerkschaften rufen für Mittwoch zu Streiks auf. Die größeren Gewerkschaften planen einen eigenen Aktionstag am 18. September.

Bayrou hatte die Vertrauensabstimmung am Dienstagabend mit 194 zu 364 Stimmen verloren. Auch aus dem Regierungslager verweigerten ihm dabei mehrere Abgeordnete das Vertrauen. Seine neunmonatige Amtszeit war unter anderem von einem Skandal über Missbrauch an einer katholischen Schule geprägt, zu der er enge Verbindungen gehabt hatte.

Kurz vor seinem Sturz hatte Bayrou in der Nationalversammlung noch einmal mit dramatischen Worten die wirtschaftliche Lage seines Landes skizziert. "Das Überleben des Landes steht auf dem Spiel", mahnte er. Insbesondere sein Vorschlag, als Sparmaßnahme zwei Feiertage zu streichen, hatte Unmut in weiten Teilen der Gesellschaft ausgelöst.

Frankreich kommt politisch seit geraumer Zeit nicht zur Ruhe: Bayrous Nachfolger wird der siebte Premierminister seit Macrons Amtsantritt 2017 und der dritte seit den vorgezogenen Neuwahlen 2024.

W.Baxter--TNT

Empfohlen

Französischer Verteidigungsminister Lecornu zum Premier ernannt

Einen Tag nach dem Fall der bisherigen Regierung ist Frankreichs neuer Premierminister ernannt: Der 39 Jahre alte Sébastien Lecornu, bislang Verteidigungsminister und ein enger Vertrauter von Präsident Emmanuel Macron, wird der nächste Regierungschef. Er habe den Auftrag, sich mit den Parteien zu beraten, um einen Konsens mit Blick auf den Haushalt zu erreichen, teilte der Élysée-Palast am Dienstagabend in Paris mit.

Strafe für Kommunistische Partei Frankreichs wegen zu vieler Kandidatinnen

Die Kommunistische Partei Frankreichs (PCF) ist nach eigenen Angaben dafür abgestraft worden, dass sie bei den Parlamentswahlen 2024 mehr Frauen als Männer aufgestellt hatte. Wie die PCF in einem am Dienstag veröffentlichten Schreiben an das Innenministerium kritisierte, erhielt sie 2,1 Millionen Euro an staatlichen Zuschüsse für politische Parteien. Davon seien jedoch im Namen der Gleichstellung 68.328,70 Euro Strafe abgezogen worden, da die Partei bei der Parlamentswahl 35 Kandidatinnen und 32 Kandidaten aufgestellt hatte.

Mindestens 24 Tote bei russischem Angriff auf Rentenausgabestelle in Ostukraine

Im Osten der Ukraine sind am Dienstag bei einem russischen Angriff auf eine Ausgabestelle für Rentenzahlungen mindestens 24 Menschen getötet worden. Die russische Armee habe eine Lenkbombe auf das Zentrum der Ortschaft Jarowa abgefeuert, die sich in der Region Donezk nur rund zehn Kilometer von der Front entfernt befindet, erklärte Innenminister Ihor Klymenko im Onlinedienst Telegram. 19 weitere Menschen seien bei dem Angriff verletzt worden. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte erneut eine entschlossene internationale Reaktion auf die anhaltenden russischen Attacken.

Nach Israels Luftangriff in Katar: Baerbock spricht von "Eskalation"

Die neue Präsidentin der UN-Generalversammlung und frühere Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat den israelischen Luftangriff auf ranghohe Hamas-Mitglieder in Katar verurteilt. "Die Eskalation von heute ist offensichtlich besorgniserregend", sagte Baerbock am Dienstag in New York. "Die Souveränität und territoriale Integrität aller Mitgliedstaaten muss respektiert und darf von keinem Mitgliedstaat verletzt werden", betonte sie.

Textgröße ändern: