The National Times - Vor US-Gesprächen: Israel setzt Angriffe auf Gaza trotz Protesten in Tel Aviv fort

Vor US-Gesprächen: Israel setzt Angriffe auf Gaza trotz Protesten in Tel Aviv fort


Vor US-Gesprächen: Israel setzt Angriffe auf Gaza trotz Protesten in Tel Aviv fort
Vor US-Gesprächen: Israel setzt Angriffe auf Gaza trotz Protesten in Tel Aviv fort / Foto: © AFP

Ungeachtet massiver Proteste in Israel für ein Ende des Gazakriegs hat die israelische Armee ihre Angriffe auf den Küstenstreifen fortgesetzt. Anwohner in der Stadt Gaza berichteten der Nachrichtenagentur AFP von zahlreichen Luft- und Drohnenangriffen in der Nacht. In Washington setzte US-Präsident Donald Trump für Mittwoch Gespräche über die Zeit nach dem Krieg an, US-Außenminister Marco Rubio empfängt außerdem seinen israelischen Amtskollegen Gideon Saar.

Textgröße ändern:

"Kampfflugzeuge haben mehrmals angegriffen und Drohnen die ganze Nacht gefeuert", sagte die Anwohnerin Tala al-Chatib AFP-Reportern am Telefon. Mehrere Häuser im Bezirk Seitun seien zerstört worden. "Wir sind noch in unserem Haus - einige Nachbarn sind geflohen, andere sind geblieben. Aber wohin auch immer du fliehst, der Tod folgt dir", sagte sie.

Die israelische Armee ist nach eigenen Angaben "am Stadtrand von Gaza im Einsatz, um terroristische Infrastruktur über und unter der Erde zu orten und auszuhebeln". In den kommenden Tagen und Wochen sei eine vollständige Evakuierung der Stadt "unvermeidbar", erklärte Armeesprecher Awischay Adraee im Onlinedienst X. Er rief die Bevölkerung auf, sich in den Süden des Gazastreifens zu begeben.

Das israelische Sicherheitskabinett hatte Anfang August eine Ausweitung des Militäreinsatzes gegen die islamistische Palästinenserorganisation Hamas beschlossen. Die Armee soll demnach die gesamte Stadt Gaza einnehmen.

Der Beschluss sorgte international und in Israel selbst für scharfe Kritik. In Tel Aviv demonstrierten am Dienstagabend nach Einschätzung von AFP-Reportern mehrere zehntausend Menschen für ein Ende des Kriegs im Gazastreifen und die Freilassung der dort festgehaltenen Geiseln. Die Organisatoren sprachen von 350.000 Teilnehmern. Die Menge skandierte: "Wir geben nicht auf, bis alle Geiseln zu Hause sind".

Medien hatten zuvor berichtet, das israelische Sicherheitskabinett könnte sich am Dienstagabend mit den jüngsten Vorschlägen für eine Waffenruhe im Gazastreifen und eine Freilassung der Geiseln befassen. Regierungschef Benjamin Netanjahu äußerte sich im Anschluss allerdings nur vage.

"Es hat im Gazastreifen begonnen, und es wird im Gazastreifen enden", sagte er in einer Videobotschaft. "Wir werden diese Monster dort nicht zurücklassen, wir werden alle unsere Geiseln befreien und wir werden dafür sorgen, dass der Gazastreifen nie wieder eine Bedrohung für Israel darstellt."

Netanjahu hatte am vergangenen Donnerstag zwar sofortige Verhandlungen für eine Freilassung der Geiseln angeordnet, auf einen jüngsten Vorschlag hat Israel laut der Vermittler aus dem Golfemirat Katar bislang allerdings nicht reagiert. Die Hamas hatte dem Vorschlag zugestimmt, er sieht eine schrittweise Freilassung einiger Geiseln über einen Zeitraum von 60 Tagen vor.

Trumps Sondergesandter Steve Witkoff kündigte im Interview mit dem Sender Fox News ein "großes Treffen im Weißen Haus unter dem Vorsitz des Präsidenten" an. Dabei solle es um einen "umfassenden Plan für die Zeit danach" gehen, auf den Witkoff nicht näher einging. Er sagte nur, Trumps Vorstellungen seien "solide" und "gut gemeint".

US-Außenminister Rubio sollte außerdem seinen israelischen Kollegen Gideon Saar in Washington empfangen.

Trump hatte Anfang des Jahres mit der Ankündigung, den Gazastreifen unter US-Kontrolle stellen, die Bewohner umsiedeln und dort eine "Riviera des Nahen Ostens" errichten zu wollen, international Empörung ausgelöst. Insbesondere arabische und europäische Staaten kritisierten den Vorschlag. Netanjahu lobte die Idee hingegen.

Der Druck auf Israel war nach israelischen Angriffen auf das Nasser-Krankenhaus im Süden des Gazastreifens am Montag weiter gestiegen. Die Angriffe sorgten weltweit für Empörung, laut Hamas-Zivilschutz wurden 20 Menschen getötet. Unter den Todesopfern waren fünf Journalisten, darunter Mitarbeiter der Nachrichtenagenturen Associated Press (AP) und Reuters sowie des katarischen Senders Al-Dschasira.

Israel erklärte später, der Angriff habe einer Kamera der Hamas gegolten. Bei sechs der getöteten Menschen habe es sich um "Terroristen" gehandelt. Die Hamas wies die Erklärung zurück. Israel versuche, "dieses Verbrechen zu rechtfertigen, indem es die falsche Behauptung aufstellt", erklärte sie.

Die Hamas und mit ihr verbündete militante Palästinensergruppen hatten den Krieg mit ihrem brutalen Großangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst. Dabei wurden nach israelischen Angaben mehr als 1200 Menschen getötet, 251 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Noch immer werden 49 Menschen von der Hamas festgehalten, mindestens 27 von ihnen sind nach israelischen Angaben tot.

Israel greift seither massiv militärisch im Gazastreifen an. Dabei wurden nach Angaben der Hamas-Behörden mehr als 62.800 Menschen getötet, die meisten von ihnen Zivilisten. Die Informationen können nicht unabhängig überprüft werden, UN-Experten schätzen sie aber als glaubhaft ein.

I.Paterson--TNT

Empfohlen

Trump fordert strafrechtliche Verfolgung von US-Milliardär George Soros

US-Präsident Donald Trump hat die strafrechtliche Verfolgung des US-Milliardärs und linksgerichteten Philanthropen George Soros sowie von dessen Sohn wegen angeblicher Finanzierung gewalttätiger Proteste in den USA gefordert. "George Soros und sein wunderbarer linksradikaler Sohn sollten wegen ihrer Unterstützung gewalttätiger Proteste und vielem mehr nach dem RICO-Gesetz angeklagt werden", erklärte Trump am Mittwoch auf seiner Onlineplattform Truth Social mit Bezug auf ein als "RICO" bekanntes Gesetz gegen organisierte Kriminalität, mit dem üblicherweise Verbrecherbanden bekämpft werden.

Bundesregierung will Amtsgerichte stärken: Kabinett beschließt Gesetzentwurf

Die Bundesregierung will die Amtsgerichte stärken: Sie sollen künftig für mehr Fälle zuständig sein. Einen entsprechenden Gesetzentwurf des Justizministeriums beschloss das Bundeskabinett am Mittwoch. Bislang entscheiden die Amtsgerichte laut Ministerium in zivilrechtlichen Verfahren mit einem Streitwert von bis zu 5000 Euro. Dies soll angehoben werden: So sollen sie künftig bei Streitwerten bis zu 10.000 Euro zuständig sein.

Russland äußert sich reserviert zu möglichen Ukraine-Friedensgesprächen

Russland hat sich reserviert zu den Aussichten auf mögliche Ukraine-Friedensgespräche geäußert. Sicherheitsgarantien für Kiew durch Truppen europäischer Staaten sehe Moskau "negativ", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Mittwoch bei seinem täglichen Pressebriefing. Zu einem Datum für Friedensgespräche äußerte Peskow sich erneut nicht. Unterdessen wurden bei einem russischen Angriff auf die südukrainische Region Cherson nach ukrainischen Angaben drei Menschen getötet, die russische Armee reklamierte zudem die Einnahme einer weiteren Ortschaft für sich.

Atom-Inspektoren sind zurück im Iran - laut Teheran keine volle Zusammenarbeit

Mehr als zwei Monate nach den Angriffen Israels und der USA auf Atomanlagen im Iran sind erstmals Inspekteure der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in das Land zurückgekehrt. Ein Team sei zurück im Iran, sagte IAEA-Chef Rafael Grossi in einem am Dienstag (Ortszeit) ausgestrahlten Interview mit dem US-Sender Fox News. "Wir stehen kurz vor dem Neustart", fügte er hinzu. Teheran erklärte, dies bedeute keine volle Wiederaufnahme der Zusammenarbeit.

Textgröße ändern: