The National Times - Kämpfe in Südsyrien gehen trotz Verkündung von Waffenruhe weiter

Kämpfe in Südsyrien gehen trotz Verkündung von Waffenruhe weiter


Kämpfe in Südsyrien gehen trotz Verkündung von Waffenruhe weiter
Kämpfe in Südsyrien gehen trotz Verkündung von Waffenruhe weiter / Foto: © AFP

In Südsyrien ist am Samstag auch nach der Verkündung einer Waffenruhe durch die Übergangsregierung weiter gekämpft worden. Wie AFP-Korrespondenten berichteten, wurden in der Provinzhauptstadt Suweida vereinzelt Raketen abgefeuert, und es waren Explosionen zu hören. Zuvor hatte das Büro von Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa in der Hauptstadt Damaskus eine "sofortige Waffenruhe" in Südsyrien verkündet. Die Zahl der Toten seit Beginn der Kämpfe stieg lauz Aktivisten auf über 900.

Textgröße ändern:

In der südsyrischen Provinz Suweida hatten am vergangenen Sonntag die Gefechte zwischen Kämpfern der islamischen Minderheit der Drusen und sunnitischen Beduinen begonnen. Beide Volksgruppen sind seit langem verfeindet. Zur Unterstützung der Beduinen kamen Kämpfer syrischer Stämme in die Region. Den Beduinen gelang es so, Teile der gleichnamigen Provinzhauptstadt einzunehmen.

Über der Stadt stiegen am Samstag auch nach Verkündung der Waffenruhe Rauchwolken auf. Auf den Straßen schossen Kämpfer in die Luft oder fuhren in Kleinlastern durch die Stadt.

Er sei heute nach Suweida gekommen, um die religiösen Anführer der Drusen und deren Anhänger zu bekämpfen, sagte ein maskierter Kämpfer, der sich Abu Dschassem nannte. "Wir werden sie in ihren Häusern töten." Drusische Kämpfer berichteten, die gegnerischen Milizen würden "Allahu Akbar" ("Allah ist groß") rufend durch die Straßen zögen.

Al-Scharaas Büro rief die Konfliktparteien am Samstag dazu auf, die Waffenruhe "vollständig zu respektieren". Der Übergangspräsident beteuerte in einer Ansprache, "der syrische Staat verpflichtet sich, alle Minderheiten und Gemeinschaften des Landes zu schützen". Al-Scharaa verurteilte zudem die in Suweida begangenen "Verbrechen".

Die Regierung schickte zudem Spezialkräfte, die laut Innenminister Nureddine al-Baba am Samstag in Suweida ankamen. Ziel der Mission sei der "Schutz von Zivilisten und die Beendigung des Chaos". Die Regierung hatte bereits am Montag Truppen geschickt und diese dann nach Verkündung einer ersten brüchigen Waffenruhe am Mittwoch wieder abgezogen. Al-Scharaas Büro warf den Drusen vor, diese Feuerpause verletzt zu haben.

Die Europäische Union forderte Gespräche für eine dauerhafte Konfliktlösung. "Jetzt ist Zeit für Dialog und für das Voranbringen eines wirklich inklusiven Übergangs", hieß es einer Erklärung des diplomatischen Dienstes der EU. "Die syrische Übergangsregierung hat zusammen mit den örtlichen Behörden die Verantwortung, alle Syrer ohne Unterschied zu schützen."

Ob und inwiefern die Regierung die Beduinen und Stammeskämpfer unterstützt, ist derzeit nicht klar. Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten am Samstag von Straßenkontrollen, mit denen die offiziellen Sicherheitskräfte offenbar die Ankunft weiterer Kämpfer verhindern wollten.

Der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge aber wurden die Kämpfer bei ihrem Einrücken in Suweida von Regierungskräften unterstützt. Die Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen von einem Netzwerk von Aktivisten vor Ort. Ihre Angaben können oft nicht unabhängig überprüft werden.

"In al-Scharaas Syrien ist es sehr gefährlich, einer Minderheit anzugehören - kurdisch, drusisch, alawitisch oder christlich", schrieb Israels Außenminister Gideon Saar am Samstag im Onlinedienst X. "Das hat sich in den vergangenen sechs Monaten immer wieder gezeigt", fügte er mit Blick auf den im Dezember erfolgten Machtwechsel in Syrien hinzu.

Israel hatte in den jüngsten Konflikt eingegriffen, stimmte dann aber am Freitag einer Waffenruhe mit der syrischen Übergangsregierung zu. Das Land versteht sich als Schutzmacht der Drusen. Einige Beobachter gehen davon aus, dass Israel mit dem Eingreifen in den Konflikt nahe seiner Grenze auch eine Chance zur Schwächung des syrischen Militärs sieht.

Bei den seit fast einer Woche andauernden Kämpfen wurden nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte etwa 940 Menschen getötet. 326 der Toten seien drusische Kämpfer, 262 drusische Zivilisten. 182 der Zivilisten aus den Reihen der Minderheit seien von Kräften des Verteidigungs- und Innenministeriums "hingerichtet" worden.

Unter den Toten sind laut der Beobachtungsstelle zudem 312 Sicherheitskräfte der Regierung und 21 Beduinen. Drei zivile Beduinen seien von drusischen Kämpfern "hingerichtet" worden. Bei den israelischen Angriffen wurden 15 weitere Regierungskämpfer getötet, wie die Beobachtungsstelle weiter mitteilte.

B.Cooper--TNT

Empfohlen

Selenskyj: Ukraine schlägt für kommende Woche neue Gespräche mit Russland vor

Die Ukraine hat neue direkte Gespräche mit Russland vorgeschlagen. Das Treffen solle kommende Woche stattfinden, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Samstag in einer Videobotschaft. "Der Schwung der Verhandlungen muss verstärkt werden", fügte er hinzu.

Hamas-Behörde: 26 Tote nahe Hilfszentren im Gazastreifen - GHF-Stiftung dementiert Berichte

Bei Schüssen in der Nähe zweier Hilfszentren im Gazastreifen sind nach Angaben der Hamas-Behörden am frühen Samstagmorgen mindestens 26 Menschen getötet worden. Der von der islamistischen Hamas geführte Zivilschutz machte die israelische Armee für die Toten verantwortlich. Die von den USA und Israel unterstützte Stiftung Gaza Humanitarian Foundation (GHF) bezeichnete Berichte über die Toten nahe ihren Hilfszentren als "falsch". Die israelischen Streitkräfte gaben an, Warnschüsse abgegeben zu haben und kündigten eine Überprüfung an.

Richter ordnet Fußfessel und Hausarrest für Brasiliens Ex-Präsidenten Bolsonaro an

Der wegen eines Putschversuches angeklagte brasilianische Ex-Präsident Jair Bolsonaro muss auf richterliche Anordnung hin fortan eine elektronische Fußfessel tragen. Ferner verhängte Richter Alexandre de Moraes vom Obersten Gericht am Freitag eine nächtliche Ausgangssperre gegen den Ex-Staatschef. Die Regierung von US-Präsident Donald Trump, der sich mit Bolsonaro solidarisiert hat, kündigte daraufhin an, Moraes sein US-Visum zu entziehen. Brasiliens Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva verurteilte die US-Sanktionen gegen den Richter.

Gewalt im Ostkongo: DR Kongo und M23-Miliz vereinbaren Waffenruhe

Die Regierung der Demokratischen Republik Kongo und die von Ruanda unterstützte M23-Miliz haben eine Waffenruhe in ihrem Konflikt im rohstoffreichen Ostkongo vereinbart. Nach dreimonatigen Verhandlungen in der katarischen Hauptstadt Doha unterzeichneten beide Seiten am Samstag eine Grundsatzerklärung über eine Einstellung der Kämpfe. Der Vereinbarung zufolge sollen bald Verhandlungen über eine umfassende Friedenslösung beginnen. Die Afrikanische Union (AU) lobte die Einigung als "bedeutsame Entwicklung".

Textgröße ändern: