The National Times - Dobrindts Pläne für sichere Herkunftsstaaten sorgen für Kritik

Dobrindts Pläne für sichere Herkunftsstaaten sorgen für Kritik


Dobrindts Pläne für sichere Herkunftsstaaten sorgen für Kritik
Dobrindts Pläne für sichere Herkunftsstaaten sorgen für Kritik / Foto: © AFP

Der Bundestag hat am Donnerstag erstmals über die Pläne der Bundesregierung zur vereinfachten Ausweitung der Liste sicherer Herkunftsstaaten beraten. Dies soll künftig per Rechtsverordnung ohne Beteiligung von Bundestag und Bundesrat möglich sein, um schnellere Asylverfahren und mehr Rückführungen zu ermöglichen. Grüne und Linke kritisierten die Pläne als Umgehung von Parlament und Grundgesetz.

Textgröße ändern:

Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) verteidigte die Pläne als wichtiges Vorhaben zur "wirksamen Begrenzung der illegalen Migration". Er warf den Grünen vor, in den vergangenen Jahren immer wieder die Einstufung von Ländern als sicherer Herkunftsstaat im Bundesrat blockiert zu haben. "Das muss ein Ende haben."

Asylanträge von Menschen aus sicheren Herkunftsstaaten gelten grundsätzlich als "offensichtlich unbegründet". Bisher müssen Bundestag und Bundesrat der Einstufung zustimmen. Derzeit gilt diese für zehn Länder. Zuletzt wurden nach langem Hin und Her Ende 2023 Georgien und Moldau aufgenommen.

Die schwarz-rote Bundesregierung will laut Koalitionsvertrag auch Algerien, Indien, Marokko und Tunesien sowie in der Folge weitere Länder auf die Liste setzen. Dobrindt erhofft sich dadurch auch ein Signal an die Menschen aus diesen Staaten: "Wer nicht bleiben kann, der braucht erst gar nicht zu kommen", sagte der CSU-Minister. "Damit reduzieren wir Pull-Effekte."

Der grüne Abgeordnete Helge Limburg warf Dobrindt vor, die Beteiligung von Bundestag und Bundesrat solle "ausgehebelt" werden. Diese Einschränkung parlamentarischer Kontrolle sei "beispiellos" und "völlig inakzeptabel". Die Grünen würden "alles in unserer Macht stehende tun, um zu verhindern, dass der Bundesinnenminister künftig per Federstrich auch die Rechte von Geflüchteten einschränkt".

Die Linkspartei warf der Bundesregierung vor, mit der Gesetzesänderung bewusst Artikel 16a des Grundgesetzes zu umgehen, "der eine Zustimmung des Bundesrats verlangt", wie die Abgeordnete Clara Bünger sagte. Ziel sei es offensichtlich, durch die Ausweitung der Zahl sicherer Herkunftsländer "ein Asylverfahren zweiter Klasse" zu schaffen.

Der SPD-Abgeordnete Sebastian Fiedler wies dies zurück. "Das Schutzniveau bleibt natürlich erhalten", sagte er. "Einzelfallprüfungen bleiben davon völlig unberührt." Asylverfahren könnten dadurch aber schneller ablaufen.

Grüne und Linke kritisierten auch einen weiteren Teil des Gesetzentwurfs. Dieser soll die Verpflichtung zur Bestellung eines Anwalts in Fällen von Abschiebehaft und Ausreisegewahrsam wieder streichen, die von der Ampel-Regierung eingeführt worden war. Auch die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl lehnte dieses "fatales Signal bezüglich der Rechte von nach Deutschland geflüchteten Menschen" ab. Denn nach Angaben von Anwälten kämen rund die Hälfte aller Menschen "zu Unrecht in Abschiebehaft".

Von der AfD kam grundsätzlich Zustimmung zu Dobrindts Plänen, auch wenn diese "mutlos" blieben. Zudem sei bei den sicheren Herkunftsstaaten offen, "ob dieser Weg juristisch hält", sagte der AfD-Abgeordnete Christian Wirth offenbar mit Blick auf mögliche Klagen gegen die Aufhebung der Parlamentsbeteiligung. Das Gesetzesvorhaben wurde am Donnerstag zur weiteren Beratung in die zuständigen Ausschüsse überwiesen. Aus Sicht der Bundesregierung muss der Bundesrat dem Gesetz nicht zustimmen.

S.O'brien--TNT

Empfohlen

Im Iran verschwundener Deutsch-Franzose festgenommen

Ein Mitte Juni im Iran verschwundener Fahrradtourist, der neben der französischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft haben soll, ist nach Angaben der iranischen Regierung in dem Land festgenommen worden. Der junge Mann sei "wegen der Begehung einer Straftat festgenommen worden", sagte der iranische Außenminister Abbas Araghtschi am Donnerstag der französischen Zeitung "Le Monde". Das französische Außenministerium hat nach eigenen Angaben bereits Kontakt zu seiner Familie aufgenommen. Frankreichs Premierminister François Bayrou rief dazu auf, "keine Unschuldigen zu verfolgen".

US-Gericht stoppt Trumps Staatsbürgerschafts-Pläne vorerst

Ein US-Bundesgericht hat die Pläne von Präsident Donald Trump für eine eingeschränkte Staatsbürgerschaft per Geburt vorerst gestoppt. Richter Joseph Laplante im US-Bundesstaat New Hampshire blockierte am Donnerstag per einstweiliger Verfügung ein Trump-Dekret, nach dem Kinder von irregulären Einwanderern bei ihrer Geburt in den USA nicht mehr automatisch Anrecht auf die Staatsbürgerschaft hätten.

Netanjahu: Israel bei Hamas-Entwaffnung bereit zu dauerhaftem Ende der Kämpfe

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hat sich für den Fall einer Feuerpause im Gazastreifen zu Verhandlungen über eine dauerhafte Einstellung der Kämpfe bereit erklärt. Netanjahu bot am Donnerstag Verhandlungen über ein "dauerhaftes Ende des Kriegs" an. Voraussetzung dafür sei jedoch eine komplette Entwaffnung der radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas. Die Hamas hatte die von Israel geplante dauerhafte Präsenz seiner Armee im Gazastreifen zuvor als eine der größten Hürden bei den Waffenruhe-Verhandlungen bezeichnet.

Netanjahu: Israel bereit zu dauerhaftem Ende der Kämpfe - falls Hamas entwaffnet wird

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hat sich für den Fall einer Feuerpause im Gazastreifen zu Verhandlungen über eine dauerhafte Einstellung der Kämpfe bereit erklärt. Bereits zu Beginn einer Feuerpause würden die israelischen Unterhändler Gespräche über ein "dauerhaftes Ende des Kriegs" beginnen, sagte Netanjahu in einer am Donnerstag aus Washington übertragenen Videoansprache. Voraussetzung dafür sei jedoch eine komplette Entwaffnung der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas.

Textgröße ändern: