The National Times - Wegen israelischem Dirigenten ausgeladene Münchner Philharmoniker spielen in Berlin

Wegen israelischem Dirigenten ausgeladene Münchner Philharmoniker spielen in Berlin


Wegen israelischem Dirigenten ausgeladene Münchner Philharmoniker spielen in Berlin
Wegen israelischem Dirigenten ausgeladene Münchner Philharmoniker spielen in Berlin / Foto: © APA/AFP/Archiv

Die wegen ihres israelischen Dirigenten Lahav Shani von einem Konzert in Belgien ausgeladenen Münchner Philharmoniker geben nun ein spontanes Konzert in Berlin. Beim Musikfest Berlin sei am Montag ein kurzfristiges Gastspiel anberaumt worden, teilte der Stiftungsvorstand der Berliner Philharmoniker am Freitag mit. Dieses soll am Montag um 19 Uhr im Konzerthaus Berlin stattfinden. Die Einladung erfolgte demnach auf Initiative der Stiftung und der Berliner Festspiele.

Textgröße ändern:

"Mit großer Bestürzung und Unverständnis haben wir von der Entscheidung des Gent Festival van Vlaanderen erfahren", erklärte der Stiftungsvorstand der Berliner Philharmoniker dazu. Shani sei ein reflektierter Künstler und Mensch, "der sich – gerade im Hinblick auf den Nahost-Konflikt – immer wieder klar für Frieden, Dialog und Versöhnung ausgesprochen hat".

Der Stiftungsvorstand fügte hinzu: "Einen Künstler aufgrund seiner Herkunft von einem Festival auszuschließen, ist falsch und widerspricht unserem Verständnis von Musik und Kultur. Wir sind überzeugt, dass gerade in diesen Zeiten die Musik Brücken bauen sollte, anstatt Gräben zu vertiefen."

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos) nannte die Berliner Einladung "ein wunderbares Zeichen". Er betonte: "Das ist in Zeiten, in denen sich blanker Judenhass immer stärker Bahn bricht, ein wichtiges, ehrliches Solidaritätsbekenntnis innerhalb der Kulturszene."

Die Organisatoren des Festivals van Vlaanderern hatten am Mittwoch das für den 18. September geplante Konzert der Münchner Philharmoniker abgesagt. Shani sei "nicht in der Lage gewesen, die nötige Klarheit über seine Haltung zu dem genozidalen Regime in Tel Aviv auszudrücken", schrieben sie als Begründung mit Verweis auf die israelische Regierung. Die Entscheidung sei in Übereinstimmung mit der flämischen Kulturministerin Caroline Gennez, dem Genter Stadtrat und dem Kultursektor der Stadt gefallen.

Die Entscheidung hatte für massive Kritik gesorgt. Kulturstaatsminister Weimer sprach von "blankem Antisemitismus", Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) von einer "absolut inakzeptabler" Situation. Der belgische Premierminister Bart De Wever nannte die Ausladung "rücksichtslos" und "unverantwortlich".

Die Organisatoren verteidigten ihre Entscheidung hingegen: Shani bewege sich als Chefdirigent des Israel Philharmonic Orchestra in einer "Grauzone". Es sei nicht klar, "wo er in diesem Konflikt steht", hieß es in einer Erklärung.

Das Israel Philharmonic Orchestra sei "kein Staatsorchester, das vom Staat abhängig ist oder ihm dient", hatte Shani dazu im Mai der "Süddeutschen Zeitung" gesagt. "Wir repräsentieren eine Gesellschaft, eine Kultur, aber keine Partei." Die Aufgabe von Orchestern sei es, "Menschen zusammenzubringen, nicht sie zu trennen".

Shani wurde 1989 in der israelischen Großstadt Tel Aviv geboren. Seit 2018 ist er Chefdirigent des Rotterdam Philharmonic Orchestra. Ab der Saison 20/21 übernahm er die Position des Musikdirektors des Israel Philharmonic Orchestra. Im Februar 2023 ernannten die Münchner Philharmoniker Shani zum Chefdirigenten – er wird sein Amt im September 2026 antreten.

C.Blake--TNT

Empfohlen

Nachbau von Zelle im türkischen Silivri-Gefängnis in Berlin aufgestellt

Ein Bett, ein Tisch, eine kleine Küchenzeile und eine Hocktoilette auf knapp zehn Quadratmetern umgeben von vier gläsernen Wänden: Vor dem Roten Rathaus in Berlin ist am Mittwoch im Beisein von Politikern ein Nachbau einer Zelle des Istanbuler Hochsicherheitsgefängnisses Silivri aufgestellt worden - als Zeichen der Solidarität mit dem seit März in Silivri inhaftierten Istanbuler Bürgermeister und Oppositionspolitiker Ekrem Imamoglu.

Iranischer Filmemacher Panahi will Zensur im Iran weiter ignorieren

Der bei den Filmfestspielen in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnete iranische Filmemacher Jafar Panahi will die Zensur in seiner Heimat weiter ignorieren. "Ich bin jetzt 65 Jahre alt, habe die Zensur nie beachtet, und werde jetzt bestimmt nicht damit anfangen", sagte er mit Blick auf sein nächstes Vorhaben, im Iran einen Film zum Thema Krieg zu drehen. Seit seiner Auszeichnung in Cannes habe er keine Schwierigkeiten mit den iranischen Behörden gehabt, sagte er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP.

Premiere des Films "Anemone": Daniel Day-Lewis kehrt auf die Leinwand zurück

2017 hatte Daniel Day-Lewis seinen Rückzug aus dem Filmgeschäft angekündigt - nun kehrt der dreifache Oscar-Preisträger auf die Leinwand zurück. Am Montag wurde in New York der Film "Anemone" vorgestellt, bei dem sein Sohn, mit dem er zusammen das Drehbuch schrieb, Regie führte.

Sodom und Gomorra: Das Portrait einer verlorenen Generation

Stefan Trummer veröffentlicht Debütroman "Sodom und Gomorra: Das Portrait einer verlorenen Generation" Erschien am 1. ...

Textgröße ändern: