The National Times - Deutliche Zunahme von Essstörungen während Pandemie vor allem bei Teenagerinnen

Deutliche Zunahme von Essstörungen während Pandemie vor allem bei Teenagerinnen


Deutliche Zunahme von Essstörungen während Pandemie vor allem bei Teenagerinnen
Deutliche Zunahme von Essstörungen während Pandemie vor allem bei Teenagerinnen / Foto: © AFP/Archiv

Essstörungen wie Magersucht oder Ess-Brech-Sucht haben vor allem bei jungen Mädchen während der Corona-Pandemie massiv zugenommen. Laut einer am Donnerstag in Hannover veröffentlichten Studie der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) stiegen zwischen 2020 und 2021 Essstörungen bei Teenagerinnen zwischen zwölf und 17 Jahren um rund 30 Prozent.

Textgröße ändern:

Damit leiden mittlerweile rund 18 von tausend Mädchen in dieser Altersgruppe an solch einer Störung. 2020 und im Vorcoronajahr 2019 waren es noch 13 von tausend Teenagerinnen, 2011 noch elf von tausend. Die Analyse basiert auf anonymisierten Daten der KKH-Versicherten aus den Jahren 2011 sowie 2019 bis 2021.

Laut KKH-Hochrechnung sind bundesweit insgesamt etwa 50.000 Jugendliche im Alter von zwölf bis 17 Jahren betroffen. 79 Prozent davon seien Mädchen und junge Frauen. Bei den jungen Männern zwischen 18 und 24 Jahren fiel 2021 der Anstieg der diagnostizierten Essstörungen mit fast 19 Prozent allerdings deutlich höher aus als bei den gleichaltrigen Frauen. Auch in allen anderen Altersgruppen zwischen 25 und 59 Jahren war der Anstieg unter Männern am größten.

Generell ist die Dunkelziffer der Kasse zufolge hoch, denn die Daten bilden nur von Ärzten diagnostizierte Fälle ab. Neben der Coronakrise, traumatischen Erlebnissen wie Missbrauch, familiären Konflikten, Leistungsdruck und Mobbing sehen die Experten "Fake-Ideale" - Bilder von vermeintlich perfekten Körpern in den sozialen Medien - als möglichen Treiber für Essstörungen.

Die Möglichkeit, auf Social-Media-Plattformen Schönheitsfilter über das eigene Gesicht zu legen, erzeuge einen Boom vermeintlich perfekter Selfies und Videoclips, die ein unrealistisches und gefährliches Körperideal vermittelten. "Solche Vorbilder können die Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben und auch dem eigenen Körper forcieren", erklärte KKH-Psychologin Franziska Klemm.

In der Pandemie hätten sich Kinder und Jugendliche noch stärker mit sozialen Medien beschäftigt. In der Pubertät wichtige Faktoren wie der persönliche Austausch untereinander sowie Hobbys und ein geregelter Alltag seien weggefallen. "Einige haben dann versucht, diesen Kontrollverlust zu kompensieren, indem sie sich selbst kontrollieren, zum Beispiel mit Diäten und Sport", erklärte die KKH-Expertin.

Essstörungen sind nach wie vor ein vornehmlich weibliches Phänomen. Die Krankheit beginnt meistens in der Pubertät. Da Mädchen immer früher in diese Phase kommen, treten auch Essstörungen zunehmend eher auf. Mädchen beschäftigen sich zudem mehr mit sich selbst als Jungen und spüren einen höheren Druck, Schönheitsidealen zu entsprechen.

Die häufigsten Essstörungen sind Magersucht (Anorexia nervosa), bei der Menschen bis hin zu einem lebensbedrohlichen Untergewicht hungern, die Ess-Brech-Sucht (Bulimia nervosa), bei der Betroffene einen starken Zwang verspüren, ihr Körpergewicht zu kontrollieren und nach Essattacken erbrechen oder Abführmittel nehmen sowie die sogenannte Binge-Eating-Störung, die mit wiederkehrenden, unkontrollierbaren Essattacken einhergeht und zu starkem Übergewicht oder gar Adipositas führt.

F.Hammond--TNT

Empfohlen

Weltalzheimertag: Experten fordern mehr Prävention von Demenzerkrankungen

Zum Weltalzeimertag haben Experten auf die Bedeutung der Prävention aufmerksam gemacht. Es sei "wichtig, ein Bewusstsein für die Notwendigkeit und Wirksamkeit von Demenzprävention in der Bevölkerung zu schaffen - und zwar nicht erst im höheren Alter", erklärte der Vorsitzende der Deutschen Alzheimergesellschaft, Swen Staack, am Freitag in Berlin. Die meisten Risikofaktoren seien bereits im mittleren Erwachsenenalter relevant.

Tennis-Legende Björn Borg schildert Kokain-Abhängigkeit und Krebserkrankung

"Ich habe mich geschämt wie ein Hund." Björn Borg, schwedische Tennis-Legende aus den 1970er Jahren, schildert in einem Interview und in seiner am Donnerstag veröffentlichten Autobiographie seine Kokain-Sucht und seine Erkrankung an Prostatakrebs. Unter dem Titel "Heartbeats" beschreibt der 69-Jährige seine jahrelange Drogenabhängigkeit und den Kampf gegen seine "Dämonen".

Verbraucherzentralen: Fischalternativen mit Algen können zur Jodversorgung beitragen

Pflanzliche Fischalternativen mit Algen können nach Angaben von Verbraucherschützern einen Beitrag zur Jodversorgung leisten. Eine Laboruntersuchung von sechs algenhaltigen veganen Ersatzprodukten für Fisch und Meeresfrüchte habe ergeben, dass fünf der getesteten Produkte "relevante Jodmengen" enthielten, erklärten die Verbraucherzentralen am Donnerstag. Erkennen könnten dies Verbraucherinnen und Verbraucher jedoch nicht.

Bundesinstitut für Risikobewertung: Lupinensamen können zu Vergiftungen führen

Lupinensamen können laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zu Vergiftungen und allergischen Reaktionen führen. Das geht aus einer aktuellen Stellungsnahme des Instituts hervor, die am Mittwoch in Berlin veröffentlicht wurde. Zu Vergiftungen kann es laut BfR bei einer Aufnahme höherer Mengen an Chinolizidin-Alkaloiden kommen, die vorrangig in Bitterlupinen vorkommen. Die Wahrscheinlichkeit hierfür stuft das Institut als "mittel" ein.

Textgröße ändern: