The National Times - Adlige und Vergewaltiger in England wegen Todes ihrer neugeborenen Tochter vor Gericht

Adlige und Vergewaltiger in England wegen Todes ihrer neugeborenen Tochter vor Gericht


Adlige und Vergewaltiger in England wegen Todes ihrer neugeborenen Tochter vor Gericht
Adlige und Vergewaltiger in England wegen Todes ihrer neugeborenen Tochter vor Gericht / Foto: © Metropolitan Police/AFP/Archiv

Nach dem Tod ihrer neugeborenen Tochter während ihrer mehrwöchigen Flucht vor den Behörden sollen eine Frau aus dem britischen Adel und ihr Partner, ein verurteilter Vergewaltiger, vor einem Londoner Gericht ihr Strafmaß erfahren. Die Sitzung begann am Montag vor dem Londoner Strafgericht Old Bailey.

Textgröße ändern:

Die beiden Angeklagten in dem aufsehenerregenden Prozess, die 38 Jahre alte Constance Marten und der 51-jährige Mark Gordon, nahmen getrennt voneinander hinter einer Glaswand Platz. Richter Mark Lucraft rügte Gordon wegen eines Versuchs, mit Marten zu sprechen. Dem Paar wird Totschlag sowie Rechtsbeugung, Verschweigen der Geburt eines Kindes und Grausamkeit gegen ein Kind zur Last gelegt.

Die Behörden hatten vier Kinder des Paares in ihre Obhut genommen. Um ihre neugeborene Tochter Victoria nicht ebenfalls hergeben zu müssen, verheimlichten die Eltern deren Geburt. Marten brachte das Kind ohne jegliche medizinische Hilfe zur Welt. Während ihrer siebenwöchigen Flucht vor den Behörden im Januar und Februar 2023 lebten Marten und Gordon zunächst in Hotels, dann aber trotz frostiger Temperaturen in einem Zelt.

Schließlich nahm die Polizei das Paar in der südenglischen Küstenstadt Brighton fest. Den stark verwesten Leichnam der kleinen Victoria fanden die Ermittler mehrere Tage später in einer Einkaufstüte in einem Gemüsebeet. Marten sagte aus, das Baby sei im Schlaf gestorben, als sie es im Zelt unter ihrer Jacke gewärmt habe. Bei der Autopsie konnte die Todesursache nicht zweifelsfrei geklärt werden.

Marten war als Aristokratin privilegiert und in Wohlstand aufgewachsen. Ihr Elternhaus war ein 25-Zimmer-Herrenhaus auf einem riesigen Anwesen in der Grafschaft Dorset im Südwesten Englands. Ihre Familie unterhielt enge Beziehungen zum britischen Königshaus, Martens Großmutter war in Kindertagen mit der späteren Königin Elizabeth II. befreundet, Martens Vater diente der Queen als Page.

Marten besuchte Privatschulen und studierte dann Arabisch und Philosophie. Nachdem sie eine Zeitlang bei dem arabischen Sender Al-Dschasira gearbeitet hatte, wandte sie sich der Schauspielerei zu.

Die Jugend von Martens ebenfalls in Großbritannien geborenem Partner Gordon war hingegen alles andere als privilegiert, sondern von Gewalt geprägt. 1989 hielt der mit einem Messer und einer Heckenschere bewaffnete Gordon im US-Bundesstaat Florida mehr als vier Stunden lang eine Frau gegen ihren Willen fest und vergewaltigte sie. Wenige Wochen später brach er in ein Anwesen ein und verübte dort unter anderem eine vorsätzliche Körperverletzung. In der Folge wurde er zu 40 Jahren Gefängnis verurteilt, kam aber nach 22 Jahren frei.

2017 wurde Gordon überdies wegen Angriffs auf zwei Polizeibeamtinnen auf einer Geburtsstation in Wales verurteilt, wo Marten unter falscher Identität ihr erstes Kind zur Welt brachte.

Bei dem Gerichtsverfahren in London handelt es sich um eine Wiederaufnahme. In einem vorherigen Prozess hatten sich die Geschworenen beim Anklagepunkt Totschlag nicht einigen können. In Großbritannien stößt der Fall auf großes Interesse. Schon mehrere Podcasts haben sich mit ihm befasst.

L.Graham--TNT

Empfohlen

Attentat auf Trump-Vertrauten Kirk: Verdacht gegen Tyler R. laut FBI erhärtet

Fünf Tage nach dem Attentat auf den Vertrauten von US-Präsident Donald Trump, Charlie Kirk, hat sich nach Angaben der Ermittler der Verdacht gegen einen festgenommenen 22-Jährigen erhärtet. Der Chef der US-Bundespolizei FBI, Kash Patel, teilte am Montag im Sender Fox News mit, die DNA auf der Tatwaffe stimme mit der des mutmaßlichen Schützen überein.

Finanzgericht: Verlust durch Schockanruf ist keine außergewöhnliche Belastung

Opfer von Telefonbetrügern können ihren Schaden einem Urteil zufolge nicht steuermindernd geltend machen. Der Vermögensverlust sei nicht als außergewöhnliche Belastung abzugsfähig, entschied das Finanzgericht Münster nach eigenen Angaben vom Montag. Es urteilte im Fall einer Seniorin, die unbekannten Betrügern nach einem Schockanruf 50.000 Euro übergeben hatte. Diese ließen die zur Tatzeit 77-Jährige glauben, ihre Tochter habe einen tödlichen Autounfall verursacht.

Bekannt aus "Der Tinder-Schwindler": Israelischer Betrüger in Georgien festgenommen

Der durch die Netflix-Dokumentation "Der Tinder-Schwindler" bekannt gewordene israelische Betrüger Simon Leviev ist in Georgien festgenommen worden. Der 34-Jährige, der mit richtigem Namen Shimon Yehuda Hayut heißt, sei "auf Ersuchen von Interpol" am Flughafen von Batumi festgenommen worden, teilte ein Sprecher des georgischen Innenministeriums am Montag mit. Einzelheiten nannte er nicht.

Verteidigung plädiert in Fall von Linksextremistin Hanna S. auf Freispruch

Im Prozess gegen die mutmaßliche Linksextremistin Hanna S. hat die Verteidigung auf Freispruch plädiert. Außerdem verlangte die Verteidigung am Montag vor dem Oberlandesgericht München eine Entschädigung für die Untersuchungshaft sowie die Aufhebung des Haftbefehls, wie das Gericht mitteilte. Das Urteil in dem Fall soll am 26. September verkündet werden.

Textgröße ändern: