The National Times - Griechische Polizei spannt offensichtlich Flüchtlinge für Pushbacks ein

Griechische Polizei spannt offensichtlich Flüchtlinge für Pushbacks ein


Griechische Polizei spannt offensichtlich Flüchtlinge für Pushbacks ein
Griechische Polizei spannt offensichtlich Flüchtlinge für Pushbacks ein / Foto: © AFP/Archiv

Die griechische Polizei setzt laut gemeinsamen Recherchen mehrerer Medien an der EU-Außengrenze Flüchtlinge für widerrechtliche Zurückweisungen von Asylsuchenden - sogenannte Pushbacks - ein. Mehrere Flüchtlinge seien zu gewaltsamen Zurückweisungen von Menschen in die Türkei gedrängt worden, berichtete unter anderem der "Spiegel" am Dienstag unter Berufung auf gemeinsame Recherchen von ARD, "Lighthouse Reports", "Le Monde" und dem "Guardian". Im Gegenzug seien ihnen Aufenthaltspapiere versprochen worden.

Textgröße ändern:

Die Polizei will dem Bericht zufolge dadurch die eigenen Beamten schützen - die Pushbacks gelten als sehr gefährlich. In grenznahen Dörfern ist das Vorgehen der griechischen Polizei demnach bekannt: Bauern und Fischer, die das Sperrgebiet am Fluss Evros betreten dürfen, hätten immer wieder Geflüchtete gesehen, die für die Polizei arbeiteten. Auch drei griechische Polizeibeamte bestätigten den Reportern demnach die Praxis.

Eine wichtige Rolle spiele ein Syrer, mit dem die Polizei laut Flüchtlingen und Anwohnern zusammenarbeite. Er kooperiere mit Menschenschmugglern in Istanbul, um an Pushback-Helfer zu kommen und sei sehr gewalttätig gegen Asylsuchende vorgegangen, hieß es dem Bericht zufolge.

Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) äußerte sich entsetzt über die Berichte und brachte mögliche Sanktionen gegen Griechenland ins Gespräch. "Geflüchtete in der Not als Helfer für illegale Pushbacks zu benutzen, ist zutiefst unmenschlich und verstößt gegen jede Rechtsstaatlichkeit", sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Es braucht eine unabhängige Untersuchung, und auch mögliche Sanktionen gegen Griechenland müssen diskutiert werden", forderte Göring-Eckardt weiter.

"Flüchtlinge derartig zu instrumentalisieren ist ungeheuerlich", sagte auch FDP-Parlamentsgeschäftsführer Stephan Thomae der Nachrichtenagentur AFP. "Es muss umgehend für eine lückenlose Aufklärung gesorgt werden", verlangte auch er. Es sei die Aufgabe der europäischen Grenzschutzagentur Frontex, derartige Vorkommnisse an den EU-Außengrenzen künftig zu verhindern, mahnte Thomae zudem. Er drängte allerdings auch auf den Abschluss von Migrations- und Rückführungsabkommen mit den Herkunftsländern der Betroffenen, um auf diesem Weg "die brutale und menschenunwürdige Praxis der Pushbacks" zu verhindern.

Griechenland muss laut europäischem Recht Schutzsuchenden, die griechisches Territorium erreichen, ein Asylverfahren ermöglichen, missachtet dieses Gesetz allerdings seit Jahren. "Dieses Vorgehen ist ein Bruch mit allen Werten, die wir in der Europäischen Union vertreten", sagte die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Luise Amtsberg, den Reportern der Recherche-Gruppe. Die Praxis sei an Abgründigkeit und Perfidität nicht zu überbieten.

Der Europarat hatte im April eine bedeutende Zunahme der widerrechtlichen Zurückweisungen von Asylsuchenden in europäischen Ländern angeprangert. Diese Menschenrechtsverstöße seien zu einem "systematischen, paneuropäischen Problem" geworden. Demnach ist in einigen Ländern auch der Einsatz von Gewalt gegen Migranten an der Tagesordnung.

C.Bell--TNT

Empfohlen

"Er wollte töten": Prozess um Weihnachtsmarktanschlag in Magdeburg begonnen

Mit der Verlesung der Anklage hat der Prozess um den Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt mit sechs Toten vor fast einem Jahr begonnen. Der Angeklagte Taleb A. habe in der Absicht gehandelt, "eine unbestimmte große Zahl von Menschen zu töten", sagte Oberstaatsanwalt Matthias Böttcher zum Prozessauftakt am Montag vor dem Landgericht Magdeburg.

Staatsanwaltschaft fordert Haftentlassung des französischen Ex-Präsidenten Sarkozy

Die französische Staatsanwaltschaft hat die Freilassung unter Auflagen des seit knapp drei Wochen inhaftierten Ex-Präsidenten Nicolas Sarkozy gefordert. Das Pariser Berufungsgericht verhandelt seit Montagmorgen über den Antrag von Sarkozys Anwälten auf dessen vorzeitige Haftentlassung. Mit einer Entscheidung wird am frühen Nachmittag gerechnet. Sein Gefängnisaufenthalt sei "sehr hart" und "anstrengend", sagte Sarkozy, der per Video in den Gerichtsaal zugeschaltet war.

Neunjähriger fährt in Rheinland-Pfalz unter Anleitung von Vater Auto

In Rheinland-Pfalz ist ein neunjähriges Kind mit dem Auto gefahren. Mehrere Zeugen meldeten der Polizei, auf einem Wirtschaftsweg östlich von Pirmasens den Jungen am Steuer des Fahrzeugs gesehen zu haben, wie die Behörden am Montag in Pirmasens mitteilten.

Prozess um Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt begonnen

Fast elf Monate nach dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt mit sechs Toten hat am Montag vor dem Landgericht der sachsen-anhaltischen Landeshauptstadt der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter begonnen. Dem Angeklagten Taleb A. werden unter anderem sechsfacher Mord und versuchter Mord in 338 Fällen vorgeworfen.

Textgröße ändern: